Positive Bilanz zum BüchnerLand-Festival

600 Gäste erleben vielfältiges Programm mit Theater, Konzerten, Filmvorführung und Gesprächen

Theaterszenen aus „Leonce und Lena“: Der Staatsminister (Mike Gerhardt) zeigt sich als Einflüsterer des  Königs von Popo (Oliver Kai Müller, li.)
Theaterszenen aus „Leonce und Lena“: Der Staatsminister (Mike Gerhardt) zeigt sich als Einflüsterer des Königs von Popo (Oliver Kai Müller, li.)
Prinz Leonce (Dimitri Eliseev, re.) verstößt seine Geliebte Rosetta (Aylin Kekec) während der Herrscher des Königreichs Popo (Oliver Kai Müller) nur zusieht.
Prinz Leonce (Dimitri Eliseev, re.) verstößt seine Geliebte Rosetta (Aylin Kekec) während der Herrscher des Königreichs Popo (Oliver Kai Müller) nur zusieht.
Der Staatsminister (Mike Gerhardt) trifft auf die Langeweile von  Prinz Leonce (Dimitri Eliseev, re.)
Der Staatsminister (Mike Gerhardt) trifft auf die Langeweile von Prinz Leonce (Dimitri Eliseev, re.)
Valerio (Christian Suhr) schaut aus dem Büchnerhaus
Valerio (Christian Suhr) schaut aus dem Büchnerhaus

Mit der Aufführung ihrer eigentlich als Flashmob geplanten szenischen Lesung „Die Statue der Freiheit“ ging das zweite BüchnerLand-Festival am Sonntag zu Ende. An zwei Wochenenden wurde in Leeheim im lauschigen Garten der evangelischen Kirche (wir haben berichtet) und auf dem Gelände des Geburtshauses Georg Büchners in Goddelau (wir haben berichtet) ein vielfältiges Programm geboten.  

Werner Schmidt, der Vorsitzende des Vereins BüchnerFindetStatt, der als Veranstalter für das Festival fungierte, zählte mehr als 600 Besucherinnen und Besucher bei den insgesamt 12 Einzelveranstaltungen. Höhepunkte waren am „Leeheimer Wochenende“ (15. bis 17. Juli) sicher die beiden Konzerte von Absinto Orkestra und Fish Tone sowie der Gastauftritt des Kabarettisten Thomas Freitag mit Ausschnitten aus seinem jüngsten Programm.  

Eine Diskussion mit Thomas Freitag und der streitbaren Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot sowie dem Historiker Professor Hermann Schäfer stellte den aktuellen Zustand der Europäischen Union in den Mittelpunkt. Auf der Bühne war man sich dabei einig, dass der Kontinent dringend den Vorrang der Nationalstaaten überwinden müsse und als eigenständige Republik agieren sollte. „Eine These oder Vision, der sich der Namensgeber des Festivals vermutlich ebenfalls angeschlossen hätte.“, hieß es am Rande des gut besuchten Gesprächs in der Leeheimer Kirche.  

Am zweiten Wochenende (21. bis 24. Juli) war die Premiere der Neuinszenierung von Büchners einziger Komödie „Leonce und Lena“ der stärkste Anziehungspunkt des Festivals. Mehr als 80 Gäste erlebten ein spielfreudiges Ensemble und eine kurzweilige Inszenierung. Dabei hielten vor allem die beiden Hauptakteure Dimitri Eliseev als Leonce und Aylin Kekec als Lena die Handlung auf Tempo. Aber auch der senile König Peter in der Erwachsenenwindel (Oliver Kai Müller) oder der hessische Herumtreiber Valerio (Christian Suhr), der es bis zum Ministeramt bringt, gaben ihrem Affen mächtig Zucker. Eine weitere hervorstechende Hauptrolle übernahm der Aufführungsort. Die Wiese im Garten des Büchnerhauses und die Einbeziehung des historischen Gebäudes waren ein absoluter Glücksfall und erwiesen sich als nahezu ideale Spielstätte. Das Publikum honorierte die Leistung der BüchnerBühne mit lange anhaltendem Applaus.  

Am Büchnerhaus gab es natürlich auch einige Veranstaltungen, die sich direkt mit Georg Büchner und seinem Umfeld befassten. So berichtete der Literaturdetektiv Reinhard Pabst dem interessierten Publikum über seine Entdeckungen zu Büchner und seiner Familie. Der DDR-TV-Film „Lieb Georg…“ aus dem Jahre 1988 und mit dem jungen Ulrich Mühe als Rezitator von historischen Büchner-Texten stieß auf starkes Interesse und eine voll besetzte Kunstgalerie. Wie andernorts mit dem „Erbe“ Georg Büchners umgegangen wird, erzählte der Gießener Kommunalpolitiker Gerhard Merz in einem öffentlichen Gespräch Tanja Marcotte. An dem Abend wurde bereits eine Kooperation zwischen den Büchnerstädten Riedstadt und Gießen - und damit zwischen dem Geburts- und Studienort Georg Büchners - ins Auge gefasst.  

Rundum zufrieden ziehen die Aktiven rund um das Festival ihre Bilanz. Auch von den Freundinnen und Freunden, die fürs Catering sorgten, war nur Lob zu hören. Die dritte Auflage des BüchnerLand-Festivals im Jahr 2023 ist deshalb bereits fest in der Planung. Ob es dann – wie in diesem Jahr durch die finanzielle Förderung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst – weiterhin alle Veranstaltungen ohne Eintritt geben kann, hängt von der finanziellen Zukunft des Projektes ab. „Da gibt es momentan noch dunkle Wolken, was die dauerhafte und gesicherte institutionelle Landesfinanzierung für BüchnerHaus und BüchnerBühne anbelangt“ erläutert Vereinsvorsitzender Schmidt. „Der Erfolg und die vielen positiven Reaktionen des Festival-Publikums machen aber in jedem Falle Mut, an dem Projekt weiterzuarbeiten“.

Die Fotos der Theaterpremiere wurden uns freundlicherweise von haza-foto zur Verfügung gestellt.