Aus Grau wird Grün - Umwandlung versiegelter Flächen im Straßenbereich in Grünflächen

Projektvorstellung

Zusammenfassung

Mit dem Projekt "Aus Grau wird Grün" sollen die Auswirkungen des Klimawandels im innerörtlichen Bereich abgemildert werden. Die Büchnerstadt Riedstadt möchte dazu in zwei Straßenzügen im Stadtteil Wolfskehlen insgesamt 1.655 qm versiegelte (wassergebundene/voll versiegelte) Flächen in Grünflächen umwandeln. Außerdem sollen die neuen Grünflächen so gestaltet werden, dass sie gleichzeitig der Sammlung von Niederschlagswasser dienen. Das gesammelte Wasser soll dann in Trockenzeiten zur Bewässerung der Grünanlagen zur Verfügung stehen. Die Maßnahme soll außerdem das ungeordnete Parken/Halten auf den derzeit noch befestigten Flächen verhindern. Der für Fußgänger und Anlieger zur Verfügung stehende, nicht von fließendem oder stehendem Verkehr in Anspruch genommene Straßenraum soll damit deutlich vergrößert werden. Die Planung dafür wurde unter Beteiligung der Anlieger durchgeführt. Der Erfolg der Maßnahmen im Hinblick auf die angestrebte Anpassung an den Klimawandel wird durch wissenschaftliche Begleituntersuchungen des Ausgangszustandes sowie des Zustands nach Umgestaltung evaluiert.
Das Projekt wird aus dem Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" mit bis zu 1.248.893,10 Euro gefördert. Die Förderung teilt sich dabei in zwei Pakete auf: im ersten Paket werden zunächst ausschließlich nicht-bauliche, projektvorbereitende Maßnahmen bis zur fertigen Entwurfs- und Genehmigungsplanung gefördert. Auf dieser Basis muss der Fördermittelempfänger, also die Büchnerstadt Riedstadt, einen weiteren Antrag für die eigentliche Bauausführung erstellen und  bei der zuständigen Bauverwaltung des Landes Hessen als Prüfstelle einreichen. 

Einleitung

Riedstadt liegt im Rhein-Main-Gebiet mit trocken-warmem Klima. Riedstadt gehört mit Jahresmitteltemperaturen von 11,5°-11,6° Grad Celsius innerhalb der letzten 11 Jahre und einem Mittel der Jahresniederschläge von 533,1 mm innerhalb der letzten 11 Jahre zu den trockensten und wärmsten Gebieten in Deutschland (Quelle: aktuelle Daten der nächstgelegenen Messstellen Worms / Frankfurt Flughafen (Temperatur) und Groß-Gerau-Wallerstätten (Niederschlag), abgerufen am 19.01.2023 beim Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie unter https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/witterungs-klimadaten). Die Klimaszenarien für das hessische Oberrheintal, in dem Riedstadt liegt, gehen von einer weiteren Erhöhung der Jahresmitteltemperaturen in den nächsten Jahrzehnten aus, ebenso wie von einer Zunahme der Sommertage und der Tropennächte (siehe: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimaatlas/klimaatlas_node.html). Zudem wird mit einer Zunahme von Starkregenereignissen gerechnet (https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/200317/pk_klimavorhersagen.html ).
Da Riedstadt eine wachsende Kommune mit großer Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen ist und bereits in den letzten Jahrzehnten durch die Erschließung neuer Baugebiete die bebaute Fläche zugenommen hat, ist es umso wichtiger, diese Zunahme an bebauten Flächen klimaverträglich zu gestalten. 
In diesem Zusammenhang ist die geplante Umwandlung versiegelter Flächen in Grünflächen im innerörtlichen Bereich ein sinnvoller und angemessener Baustein, um die Folgen des Klimawandels lokal abzupuffern und die Wärmespeicherung/Rückstrahlung zu vermindern, die CO2-Bindung und Sauerstoffneubildung zu fördern sowie Niederschlagsmengen zurückzuhalten.

Vorhabensbeschreibung

Die Heinrich-Heine-Straße ist eine Ortsstraße im Riedstädter Stadtteil Wolfskehlen mit einer Gesamtlänge von 673 m. Die Breite der Straßenparzelle liegt zwischen 15,50 m und 16 m – lediglich in einem kurzen Abschnitt von knapp 30 m Länge am Westende der Straße liegt der Querschnitt bei nur 11 m. Die Heinrich-Heine-Straße verbindet in west-östlicher Richtung die Groß-Gerauer Straße mit der Griesheimer Straße, wobei sechs Seitenstraßen von ihr abgehen. Die Straße dient dem lokalen Durchgangsverkehr in Richtung Groß-Gerau bzw. Griesheim sowie dem Anliegerverkehr. Die Heinrich-Heine-Straße ist beidseitig von Wohnbebauung (Ein- und Mehrfamilienhäuser) umgeben. 
Die Oppenheimer Straße ist als Teil der abgestuften B 26 nun ebenfalls eine Ortsstraße im Stadtteil Wolfskehlen und weist eine Gesamtlänge von 311 m auf. Sie zweigt im Osten von der Groß-Gerauer-Straße ab und endet im Westen an der Bahnlinie Frankfurt – Mannheim ohne Möglichkeit der Querung dieser Bahnlinie mit PKW oder LKW. Die Straßenparzelle weist im Osten auf einem 82 m langen Teilstück eine Breite von 10 m auf. Im restlichen Straßenbereich liegt die Breite bei 14 m. Die Oppenheimer Straße dient als Anliegerstraße sowie zur Zufahrt zum Bahnhof Riedstadt-Wolfskehlen und zum Friedhof. Von ihr gehen 3 Seitenstraßen ab bzw. münden auf ihr. Die Oppenheimer Straße ist beidseitig von Wohnbebauung (Ein- und Mehrfamilienhäuser) umgeben.

Beide Straßen weisen bei sehr breitem Straßenquerschnitt und großflächiger Versiegelung nur einen geringen Anteil an Grünflächen auf. Derzeit nehmen Grünflächen 1.359 qm (11,94 %) der Straßenparzelle in der Heinrich-Heine-Straße ein. Mit dem Projekt soll dieser Anteil in der Heinrich-Heine-Straße um 1.090 qm (9,56 % der Gesamtparzelle) auf insgesamt 2.449 qm (21.51 %) fast verdoppelt werden. In der Oppenheimer Straße nehmen Grünflächen derzeit 178 qm (4,40 %) der Straßenparzelle ein. Mit dem Projekt soll dieser Anteil in Oppenheimer Straße um 565 qm (13,95 % der Gesamtparzelle) auf insgesamt 743 qm (18,35 %) mehr als vervierfacht werden. Insgesamt sollen in beiden Straßenzügen also 1.655 qm Fläche entsiegelt und als Grünfläche neu gestaltet werden.

Die Anliegerinnen und Anlieger / Bürger und Bürgerinnen werden im Rahmen eines Beteiligungsprozesses unter externer Moderation in den Planungsprozess und im Idealfall auch bei der dauerhaften Pflege der neuen Grünflächen einbezogen.

Ziele des Projekts "Aus Grau wird Grün"

a) Anpassung an die Folgen des Klimawandels:
Durch die Umwandlung von 1.655 qm bisher versiegelter Fläche in Grünflächen wird die innerörtliche Wärmespeicherung und nächtliche Wärmerückstrahlung vermindert und die kühlende Verdunstung erhöht, sodass insbesondere an heißen Sommertagen ein spürbarer Kühlungseffekt entstehen soll. 
Zudem wird durch eine üppige und mehrschichtige Bepflanzung (Bäume / Stauden / Wiese) die Kohlendioxid-Bindung und Sauerstoffneubildung erhöht. 

b) Rückhaltung und Nutzung von Niederschlagswasser:
Die neuen Grünflächen sollen so gestaltet werden, dass sie gleichzeitig der temporären Rückhaltung von Niederschlagswasser dienen können, das in den beiden Straßenzügen anfällt. Dies soll durch die Gestaltung der Grünflächen als Mulden / Senkgärten ermöglicht werden, zu denen das Niederschlagswasser aus den angrenzenden Gehweg- und Straßenbereichen fließen kann (z.B. durch Schlitze in den Einfassungen / Rinnen o.ä.). Ergänzend zur Ausbildung von Mulden soll ein unterirdisches Speichersystem installiert werden, das Niederschläge auffängt und speichert und über das in Trockenzeiten Wasser für die Bewässerung der Grünflächen zur Verfügung gestellt werden kann. Der Überlauf dieses Speichersystems soll versickert werden. Die Planung soll so erfolgen, dass – wo möglich – die neuen Grünflächen zwischen Gehweg und Straße zum liegen kommen, sodass das anfallende Niederschläge sowohl von der Gehweg- wie auch der Straßenseite in den Grünflächen gesammelt werden können (In der Oppenheimer Straße wird dies aufgrund des bestehenden Baumbestands vermutlich nur an der Nordseite des Straßenzugs möglich sein).

c) Erhöhung der biologischen Vielfalt:
Die neuen Grünflächen sollen naturnah und vielfältig gestaltet werden und so zu einer Erhöhung der biologischen Vielfalt im innerstädtischen Bereich beitragen. Durch die Größe und den räumlichen Zusammenhang der Flächen kann damit ein erhebliches Potential als innerörtlicher Lebensraum für Pflanzen und (Klein)tierarten aktiviert werden. 

d) Erhöhung der Aufenthaltsqualität:
Mit dem Projekt wird auch eine Neugliederung und Strukturierung des Ortsbildes und des Straßenraums angestrebt. Durch die Schaffung eines Grünzugs mit Sitzmöglichkeiten soll auch die Aufenthaltsqualität erhöht werden.

e) Barrierearmut und -freiheit herstellen
An allen Kreuzungen im Planungsgebiet sollen barrierefreie Übergänge geschaffen werden. In Abhängigkeit von der Breite der zu querenden Straßen sollen dabei verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen uns bedarfsweise kombiniert werden (Absenkung der Bordsteine, Aufpflasterungen, taktile Leitelemente etc.).

f) Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger
Die Planung der neuen Grünflächen soll unter Einbeziehung der Anliegerinnen und Anlieger / Bürgerinnen und Bürger erfolgen. Der Bürgerbeteiligungsprozess soll unter Beteiligung eines externen Fachbüros spätestens im April 2023 starten und bis August des Jahres 2023 abgeschlossen sein.