Am kommenden Freitag startet das BüchnerLand-Festival in der Büchnerstadt Riedstadt. Alle Veranstaltungen am ersten Veranstaltungswochenende finden – gutes Wetter vorausgesetzt – „unter den Linden“ im wunderschönen Garten der evangelischen Kirche Leeheim (Kirchstraße 1) statt. Bei Regen kann in die Kirche oder das Theater (Kirchstraße 16) ausgewichen werden. Dank öffentlicher Förderung des Landes Hessen ist der Eintritt frei.
Der Start ist gleich ein Paukenschlag: Die Balkan-Beat-Band Absinto Orkestra präsentiert am Freitag, 15. Juli ab 20:00 Uhr ihre mitreißende Musik und freut sich, nach der Pandemie endlich wieder ohne Einschränkungen vor Publikum aufzutreten. Die „Absintos“ sind bereits seit einigen Jahren mit dem Theater freundschaftlich verbunden und haben schon bei größeren Theaterproduktionen beim Festival „Volk im Schloss“ oder bei Gastspielen im Rüsselsheimer Stadttheater das Theaterspiel musikalisch bereichert. Die enge Kooperation zwischen Band und Theater hat sogar bereits eine Live-CD der Gruppe mit dem schönen Titel „Leeheim“ hervorgebracht.
Inspiriert von den furiosen Rhythmen osteuropäischer Hochzeitskapellen erzählen beim Absinto Orkestra fünf Musiker ihre ganz eigene Geschichte: Von der Liebe des Geigers zur Klassik, von der Django-Reinhardt-Passion des Gitarristen, von der russischen Heimat des Mannes am Kontrabass, von den südafrikanischen Straßenmusiker-Jahren des Trommlers und von den arabischen Wurzeln des singenden Mandolinenspielers.
Die Live-Performance der Absintos ist nicht nur eine unwiderstehliche Aufforderung zum Mitsingen, Tanzen und Klatschen – hier werden Hymnen auf das Leben zelebriert, die alles einbeziehen, was diese kurze Spanne ausmacht: Liebe und Vergänglichkeit, Witz und Sehnsucht, Melancholie und Rausch.
Ebenfalls eng verbunden mit der BüchnerBühne ist der bekannte Kabarettist Thomas Freitag. Er zieht am Samstag, 16. Juli um 16:00 Uhr in einem eigens für diesen Anlass zusammengestellten Programm satirische Bilanz und schaut zugleich nach vorne: „Hinter uns Europa und morgen die ganze Welt“ bringt 50 Minuten beste Unterhaltung.
Thomas Freitag hat die Geschichte des deutschen Kabaretts maßgeblich mitgeschrieben, vier Regierungen parodistisch in die Knie gezwungen. Auch nachdem Angela Merkel im Kanzleramt nach 16 Jahren schließlich die Koffer packte, steht er immer noch auf der Bühne und erinnert uns mit einer rasanten Mischung aus spitzzüngigen Aktualitäten, biografischen Bonmots und bewährten Nummern, was für uns alle – gerade heute – auf dem Spiel steht. Und als einer der Wenigen seiner Zunft schafft er es, aus dem persönlich Erlebten immer noch Hoffnung für Morgen zu schöpfen.
Um Europa und die gegenwärtige politische Lage unseres Kontinents geht es auch bei einem Gespräch, das die bekannte Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot gemeinsam mit Thomas Freitag und dem Historiker Hermann Schäfer auf der Bühne führen wird. Die Diskussionsrunde ist für Samstag, 16. Juli um 17:30 Uhr vorgesehen.
Guérot wirbt für eine europäische Republik, die statt auf Wirtschaft und Währung auf sozialer Integration und gemeinsamen Entscheidungen der Bürger beruht. Nach ihrer Auffassung pervertieren die Nationalstaaten die europäische Idee und spielen Europas Bürger gegeneinander aus. Im Gespräch soll auch die Frage diskutiert werden, was von den Losungsworten der französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ noch übrig bleiben kann, wenn wir uns nicht – wie einst der junge Georg Büchner – trauen, solidarische Utopien weiterzuentwickeln und gegen den nationalistischen Zeitgeist zu verteidigen.
Der zweite Festivaltag endet mit einem weiteren Konzert: Die Band „Tone Fish“ laden am Samstag, 16. Juli um 20:00 Uhr zur „Irish Night“. Mit einer großen Portion Leidenschaft zaubert die Formation aus der Rattenfängerstadt Hameln mitreißende Melodien auf Flöte, Bouzouki, Mandoloncello, Cajon und Bass. Mal klingen die Songs keltisch, obwohl sie es nicht sind, und mal sind sie keltisch, aber klingen modern. Ihre tanzbaren Eigenkompositionen entführen in irische Mythen und Landschaften und garantieren beste Partystimmung unter den Linden im Leeheimer Kirchgarten.
Am Sonntag, 17. Juli um 11:00 Uhr sind vor allem junge Gäste eingeladen, wenn Ensemblemitglied Oliver Kai Müller „Märchen aus aller Welt“ erzählt. Er spielt Geschichten, die von Hier und Da und fremden Welten, von Mäusen und Menschen und mutigen Helden handeln.
Das erste Festivalwochenende endet schließlich am Sonntag, 17. Juli um 16:00 Uhr mit dem BüchnerBühnen-Konzert „Die Welt so alt – Lieder für Georg“. Damit ehrt das Riedstädter Theater seinen Namenspatron Georg Büchner mit einer musikalischen Reise durch dessen Lebensstationen und Werk auf Basis seiner Briefe und zeitlosen Theatertexte mit neuen Liedern und Songs im modernen Gewand.
„So haben Sie Büchner noch nicht gehört“, heißt es im Programmheft des BüchnerLand-Festivals. Der Landstreicher Valerio aus der Komödie „Leonce und Lena“ rappt sich durchs „Narrenhaus“, der Prinz groovt durch die Langeweile seines Lebens und die Prinzessin singt den Mond an, der den Tod oder die große Liebe bringen soll.
Wer Büchner bereits kennt, kann ihn hier neu und anders kennenlernen, wer ihm noch nicht begegnet ist, kann ganz entspannt Melodien und Texten lauschen, die von der tiefgefühlten menschlichen Haltung, dem grenzenlosen Humor und der selbstironischen Melancholie eines jungen Mannes erzählen, der von einer besseren Welt träumte, für sie kämpfte und viel zu früh gestorben ist.
An sämtlichen Veranstaltungstagen gibt es ein Catering-Angebot, das mit großer Unterstützung des Freundeskreises Flüchtlinge Riedstadt, der Leeheimer Landfrauen, der Gesangsgruppe Heimatglocken, der Laienspielgruppe Leeheim und den Jungs von „Schorsch-Town“ zustande kommt. Der Verein „Büchner findet statt“ dankt als Veranstalter allen, die zum Gelingen des Festivals beitragen und lädt gleichzeitig alle Interessierten herzlich ein, das kulturelle Angebot und die Begegnungsmöglichkeit mitzufeiern und zu genießen.
Das komplette Programm des Festivals gibt es hier zum Herunterladen.