Säulen für die Landstraße

Bei Sanierung der L 3096 zwischen Leeheim und Geinsheim kommen 6.000 Rüttelstopfsäulen in den Boden

Mit zwei dieser riesigen Tragraupen wird der Untergrund der Landstraße zwischen Leeheim und Geinsheim stabilisiert.

Ortstermin von Hessen Mobil am östlichen Ortsausgang von Leeheim: Von der Fahrbahndecke der Landstraße zwischen Leeheim und Geinsheim ist nichts mehr zu sehen. Eine riesige Tragraupe mit ihrem 14 Meter hohen Mast steht auf der blanken Erde, eine weitere am anderen Ende der Baustelle.

In regelmäßigen Abständen befüllt ein Bagger den Trichter am Mast mit Kies, woraufhin der Trichter wie bei einem Freiluftfahrstuhl nach oben fährt und den Kies in ein Rohr, den sogenannten Tiefenrüttler schüttet. Der Rüttler bohrt sich bis zu einer Tiefe von drei bis sieben Meter in die Tiefe – je nachdem, wann der eingebaute Sensor wieder festen Untergrund meldet – und verdichtet mit Druckluft-Unterstützung von unten nach oben den eingebrachten Kies. Fertig ist die Rüttelstopfsäule mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern; 70 davon schafft die Maschine am Tag.  

In einem Abstand von 1,20 Metern müssen insgesamt 2.000 dieser Rüttelstopfsäulen in dem rund 630 Meter langen Bauabschnitt zwischen der Zufahrt zum Sportplatz Leeheim und der Zufahrt zum Riedsee in den Boden eingebracht werden, wie Pressesprecher Jochen Vogel von Hessen Mobil Südhessen berichtet. Anhand einer Karte zeigt er den Grund für den Aufwand: Sowohl am Ortseingang Leeheim als auch dem Ortseingang Geinsheim wurde die Landstraße über eine Altneckarschlinge gebaut. Entsprechend instabil ist dort der Untergrund, was zu den gravierenden Fahrbahnschäden geführt hat.  Die insgesamt rund 6.000 Säulen sollen nun auf einer Gesamtlänge von 1,7 Kilometern nach dem Prinzip von Pfahlbauten die Fahrbahn dauerhaft stabilisieren.  

Wie schlimm die Situation wirklich sei, hätten erst Erkundungsbohrungen gezeigt, betont Vogel. Dadurch verlängert sich die Bauzeit der grundhaften Sanierung von ursprünglich angesetzten vier Monaten auf mehr als neun Monate. Noch schlimmer als vor Leeheim ist die Situation vor Geinsheim, weswegen dort eventuell mit vermörtelten Rüttelstopfsäulen gearbeitet werden muss. „Das wird gerade geprüft“, erläutert Projektleiterin Lisa Leidel von Hessen Mobil. Die gute Nachricht: In der Mitte der Landstraße ist der Untergrund besser, sodass dort auf die Rüttelstopfsäulen verzichtet werden und entsprechend schneller gebaut werden kann.  

Hessen Mobil hatte auch zu dem Termin eingeladen, um vor Ort zu erläutern, warum nur unter Vollsperrung der L 3096 gearbeitet werden kann: Die Landstraße ist lediglich sechs Meter breit, doch nach den bundesweit geltenden Arbeitsschutzbestimmungen darf erst ab einer Fahrbahnbreite von mindestens 8,50 Meter halbseitig gesperrt werden, ansonsten ist eine Vollsperrung zwingend vorgeschrieben, erklärt Vogel. „Aber bei diesen Bedingungen wäre es auch bei mehr Breite schwierig geworden“, betont er. Schließlich fahre die Tragraupe ein über die gesamte Fahrbahnbreite markiertes Raster ab, aus dem Trichter am hohen Mast riesele immer mal wieder Baumaterial herab und zudem seien etliche Baustellenfahrzeuge im Einsatz. „Unter Vollsperrung geht es auch deutlich schneller“, erläutert der Pressesprecher.  

Bis circa Mitte November soll dieser Bauabschnitt bis zur Einfahrt Riedsee fertiggestellt werden, dann werden die beiden übernächsten Bauabschnitte an den Wiesenhöfen gemacht. Die gehen deutlich schneller, weil dort keine Säulen in den Untergrund verbracht werden müssen. Ab Mitte Dezember bis Mitte Januar ruhen die Bauarbeiten, sodass die Vollsperrung für diese Zeit aufgehoben werden kann. Die grundhafte Sanierung der gesamten Strecke von 3,2 Kilometern ist gemäß den Angaben von Hessen Mobil voraussichtlich bis Juni 2023 geplant.