Kühles Grün, heißer Stein

Thermo-Rundgang mit Klimacoach Christian Kotremba in Erfelden verdeutlicht Hitzequellen im Stadtbild

Die Wärmebildkamera zeigt für den Altrhein ein kühles Lila an.
Klimacoach Christian Kotremba (zweiter von rechts) gibt auf dem Rheindamm Erläuterungen.

In der drückenden Schwüle kurz vor einem Gewitter wirkt alleine der Anblick des Altrheins erfrischend. Ein Eindruck, der nicht täuscht. Ein Blick durch die Wärmebildkamera zeigt in Höhe des Wassers kühles Lila, während der Uferbereich schon eine deutlich hellere und damit wärmere Farbgebung aufweist. Richtig heiß wird es dann beim Schwenk auf die Fahrbahn der Rheinallee: Der schwarze Asphaltbereich zeigt einen Wert von 42,5 Grad – und das bei bedecktem Himmel. „Würde die Sonne darauf knallen, hätten wir hier um die 65 Grad“, erklärt Klimacoach Christian Kotremba.  

Ein Dutzend Menschen sind mit dem Klimaexperten, der im Amt für Klimaschutz und Klimaanpassung der Wissenschaftsstadt Darmstadt auch beruflich mit dem Thema befasst ist, und Clarice Milagres von der Fachgruppe Umwelt der Büchnerstadt Riedstadt auf einem Erkundungsgang durch Erfelden zum Thema Klimaanpassung. In der aus Mitteln der LandesEnergieAgentur Hessen geförderten Kooperationsveranstaltung von Kreisvolkshochschule Groß-Gerau und Stadt erhalten die Teilnehmenden viele Informationen zu Klimaextremen wie Hitze, Trockenheit und Starkregen und Tipps, wie damit umgegangen werden kann. Vor allem aber können sie auch selber mit Wärmebildkamera, einem Messgerät für die Bodentemperatur und diversen Luftthermometern schauen, an welchen Stellen es besonders heiß wird und wo es kühler bleibt.  

Eingebettet ist die Veranstaltung, wie auch ein zweiter Thermo-Rundgang am 4. Juli in Wolfskehlen, in das Projekt „energetische Quartierssanierung“ in Erfelden und Wolfskehlen. Mit dabei ist auch der künftige Sanierungsmanager der Stadt Dr. Benjamin Krick, der Mitte September seine Arbeit bei der Stadt aufnehmen wird.   Der Blick durch die Wärmebildkamera führt plastisch die Unterschiede vor Augen: So ist der rot gepflasterte Teil der Rheinallee deutlich kühler als der schwarze. Eine schwarz verkleidete Hauswand ist 20 Grad heißer als eine weiß verputze Fassade daneben. Doch die mit Abstand geringsten Wärmewerte weist ein über und über mit Wilden Wein bewachsenes Haus auf. Selbst kleine Pflanzeninseln im Straßenbild werden zu kühlenden Oasen, während Kotremba einen Vorgarten mit schwarzem Schotter mit den Worten kommentiert: „So schafft man sich die eigene Sauna.“  

Wie groß der Handlungsbedarf ist, verdeutlichte der Klimaexperte: Der Oberrheingraben gehöre zu den Hotspots in Deutschland mit ausgeprägten Dürren, vielen Hitzetagen und Tropennächten, aber auch häufiger werdenden Starkregenereignissen.   Schon während des Rundgangs und dann vor allem in einem anschließendem Vortrag im Jugendraum des TV Erfelden, gibt es viele Tipps, wie mit den veränderten klimatischen Bedingungen umgegangen werden kann. Entsiegelung ist ein wichtiges Thema, aber auch Beispiele für hitzeunempfindlichere Pflanzen und Bäume und ressourcenschonende Methoden der Bewässerung werden behandelt. „Rasen ist ein Auslaufmodell – er braucht viel zu viel Wasser“, erklärt Kotremba und wirbt stattdessen für Blumenwiesen oder Bodendecker. Wer auf Rasen nicht verzichten wolle, solle zumindest weniger oft mähen – das stärke auch die Widerstandskraft, so der Experte.  

Am Donnerstag, 4. Juli, wird es von 18 bis 20 Uhr einen weiteren Rundgang mit Christian Kotremba in Wolfskehlen geben. Treffpunkt ist das Bürgerhaus. Die Teilnahme ist kostenfrei, doch ist eine Anmeldung bei der KVHS erforderlich. Sie ist möglich über die Internetseite www.kvhsgg.de/gesellschaft, per E-Mail info(at)kvhsgg.de oder telefonisch 06152 1870-0. Informationen gibt auch Clarice Milagres von der der Fachgruppe Umwelt der Büchnerstadt unter Telefon 06158 – 181 321, E-Mail c.milagres(at)riedstadt.de