Es wird wieder nach Erdöl gebohrt

Rhein Petroleum informiert über eine neue Erkundungsbohrung

Der Geschäftsführer von Rhein Petroleum Peter Appel und Bürgermeister Marcus Kretschmann (von links) vor der Anlage mit dem markanten Bohrturm.

Der 35 Meter hohe Bohrturm auf dem Gelände südlich von Goddelau verkündet schon von weitem, dass hier wieder nach Erdöl gebohrt wird. Die Rhein Petroleum GmbH aus Heidelberg hat unter dem Namen „Schwarzbach 2“ eine neue Erkundungsbohrung gestartet. Der Bohrplatz befindet sich direkt neben der bestehenden Förderanlage „Schwarzbach 1“, die seit rund fünf Jahren Erdöl fördert.  

Unter großem medialem Interesse informierten Geschäftsführer Peter Appel und Geologe Guido Vero über die neuen Pläne. Demnach wird die Erkundungsbohrung rund vier Wochen dauern, der sich eine Mess- und Testphase von weiteren zwei bis drei Wochen anschließen wird. „In circa sechs Wochen sollten wir erste Auskünfte geben können, ob sich hier eine dauerhafte Förderung lohnt“, erklärte Appel.  

Zunächst wird senkrecht in die Tiefe gebohrt, dann ab circa 400 Meter Tiefe die Bohrung in südwestliche Richtung abgelenkt, bis schließlich in rund 1.700 Meter Tiefe die erdölführenden Pechelbronner Schichten erreicht sind. Auf dem Weg dahin werden auch die sogenannten Meletta-Schichten in 1.680 Meter Tiefe mitgetestet, erläuterte der Geschäftsführer. „Der Schutz der trinkwasserführenden Schichten, die sich hier in einer Tiefe bis maximal 130 Metern befinden, hat höchste Priorität“, betonte Appel. So besteht die vom Bergamt genehmigte und überwachte Bohrung aus mehreren teleskopartig ineinander liegenden Rohren. Jedes einzelne der nach unten im Durchmesser immer enger werdenden Rohre wird mit hochdichtem Spezialzement abgedichtet, sodass der trinkwasserführende Bereich durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt ist.  

Appel ging auch auf die jüngere Geschichte der Erdölbohrungen im Hessischen Ried ein: Nachdem 1994 die Erdölförderung in diesem Gebiet eingestellt worden war, wurde im Februar 2015 die erste Bohrung von Rhein Petroleum abgeteuft. „Am 11. März hat der erste Lkw den Bohrplatz mit 28.000 Liter Rohöl verlassen“, berichtet der Geschäftsführer. Seitdem würden 100.000 Liter Erdöl pro Woche gewonnen, was zwei drei vollen Lkws entspreche. Das Erdöl sei qualitativ sehr hochwertig, mit einem geringen Schwefelgehalt und daher besonders gut geeignet für die industrielle Weiterverarbeitung. Appel: „Zum Verbrennen oder Verheizen ist es viel zu schade.“  

Der Geschäftsführer von Rhein Petroleum dankte Riedstadts Bürgermeister Marcus Kretschmann für die gute Unterstützung. Dieser gab den Dank zurück, lobte die große Transparenz des Unternehmens  und erklärte: „Mir ist es sehr wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger gut informiert werden und das geschieht hier immer sehr umfassend.“  

So ist auch jetzt wieder – wie schon bei der Erkundungsbohrung 2015 – wieder ein „Nachmittag des offenen Bohrplatzes“ geplant. Am Montag, 26. Juni, können sich Interessierte in der Zeit von 15 bis 20 Uhr auf dem Gelände umschauen. In halbstündigen Führungen über den Bohrplatz werden die Technik und die Anlage vorgestellt. Außerdem können die Besucher den umfangreich mit Schautafeln bestückten Informationscontainer nutzen. Da es am Bohrplatz während des Bürgernachmittags keine Parkmöglichkeiten gibt, bietet Rhein Petroleum an diesem Tag einen kostenlosen Bus-Transfer an. Ab 14:45 Uhr werden Busse im halbstündigen Rhythmus vom Kerwe-Platz in Goddelau zum Bohrplatz an der Starkenburger Straße und wieder zurück fahren.  

Bürgermeister Kretschmann erinnerte an die Zeit, als die vielen Pferdekopfpumpen die Gegend zum „Texas im Ried“ machten und scherzte: „Eigentlich wollte ich ja heute mit Texas-Hut kommen – jetzt ist es doch der Fahrradhelm.“ Von der ersten Erdölförderung im Ried von 1952 bis 1994 kündet heute nur noch eine Pferdekopfpumpe als Industriedenkmal auf dem Kühkopf. Der markante Bohrturm von Schwarzbach 2 wird dagegen unmittelbar nach der Bohrung wieder abgebaut. War die Erkundungsbohrung erfolgreich, wird nur noch eine unscheinbare Pumpe ihren Dienst verrichten, wie sie jetzt schon bei Schwarzbach 1 in Betrieb ist.