Ärgerlich bis verstörend

Aktionstag gegen Catcalling wendet sich gegen verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum

Mit Kreide haben Frauen Beispiele für Catcalling auf den Groß-Gerauer Marktplatz geschrieben

Es sind ärgerliche bis verstörende Sprüche und Situationen, die Frauen an diesem Freitag mit Kreide auf das Pflaster des Groß-Gerauer Marktplatzes schreiben. Darunter Anzüglichkeiten wie „geiler Arsch“, aber auch Gewaltphantasien wie „wenn du wüsstest, was ich mit dir anstellen will.“  

Am bundesweiten Aktionstag gegen „Catcalling“ am 9. Juni machen Frauen aus dem Kreis Groß-Gerau auf verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum aufmerksam. Der Begriff „Catcalling“ stammt aus der englischen Umgangssprache und bedeutet in etwa „Katzenrufen“. Er kann auch verstanden werden als das unerträgliche Geschrei hormongetriebener Kater und steht für Belästigungen auf der Straße.  

Unter den Frauen ist auch Jennifer Muth, Frauenbeauftragte der Büchnerstadt Riedstadt. „Als ein Mitglied der Frauenkommission des Kreistages will ich gemeinsam mit den anderen Frauen aufmerksam machen und dieses Tabuthema in den öffentlichen Fokus rücken“, erklärt Muth. „Ich möchte junge Mädchen und Frauen ermutigen, Erlebtes und den Spruch an Ort und Stelle des Geschehens hier bei uns in Riedstadt auf die Straße oder den Platz zu schreiben und ein Foto davon auch bei Instagram hochzuladen. Gemeldet werden kann es auch gerne bei mir unter frauenbeauftragte(at)riedstadt.de oder beim Büro für Frauen und Chancengleichheit des Kreises unter catcalls(at)kreisgg.de“, so die Riedstädter Frauenbeauftragte weiter. Die Frauenbeauftragte und auch das Ordnungsamt der Stadt interessieren sich sehr dafür, an welchen Orten solch befremdliche Erfahrungen gemacht werden.  

Nach einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erleben 44 Prozent der Frauen, aber auch 32 Prozent der Männer, in Deutschland Situationen, in denen sexistische Zeichen und Übergriffe an sie adressiert sind. Eine unerträgliche Situation, finden die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Deutschland. Weshalb sie immer am zweiten Freitag im Juni auf kommunaler Ebene mit dem nationalen Anti-Catcall-Tag auf solche Vergehen aufmerksam machen wollen.  

„Es ist nicht hinnehmbar, dass ein solches Verhalten verharmlost wird. Das sind keine Bagatellen, sondern Formen von verbaler Gewalt, die Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Es kann nicht sein, das Mädchen und Frauen sich nicht unbefangen und ohne Angst im öffentlichen Raum bewegen können“, erklärt Muth und appelliert an die Solidarität aller Geschlechter, ein solches Verhalten nicht zu tolerieren.