Projektvorstellung

Die Stadt Riedstadt entwickelte seit 1999 in Zusammenarbeit mit der Professur für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung der Justus-Liebig-Universität Gießen und weiteren Projektpartnern ein Vorhaben zur Wiederherstellung (Renaturierung) von Stromtalwiesen im rheinnahen Bereich der Gemarkungen Erfelden und Leeheim.

Als Stromtalwiesen werden Grünland-Pflanzengesellschaften bezeichnet, die sich in Mitteleuropa auf wechselfeuchten, durch den Wechsel von Überflutung und Trockenfallen geprägten Standorten in den Auen der großen Ströme Rhein, Donau oder Elbe entwickelt haben. Durch Umbruch in Ackerflächen, intensivierte Landnutzung sowie Deichbau- und Entwässerungsmaßnahmen ist dieser Wiesentyp europaweit stark zurückgegangen und findet sich heute oft nur noch auf kleinen Restflächen.
(Weitere Informationen zu Stromtalwiesen siehe: Kapitel Lebensraum)

Ziele des Vorhabens

  • Ausweitung der in Riedstadt noch vorhandenen Stromtalwiesenbestände und -fragmente und Schaffung eines zusammenhängenden Auengrünlandverbundes,
  • Erprobung eines neuen Verfahrens zur gezielten Ansiedlung seltener Pflanzenarten der Stromtalwiesen
    (Ausbringung von samenhaltigem Mahdgut aus vorhandenen Wiesenflächen - Mahdgutübertragung), 
  • Erprobung von Möglichkeiten einer mit Naturschutzzielen verträglichen und gleichzeitig ökonomisch tragfähigen landwirtschaftlichen Nutzung von artenreichem Stromtalgrünland unter Einbeziehung der Landwirtschaftsverwaltung und ortsansässiger Landwirte, 
  • Analyse der Renaturierungs- und Pflegemaßnahmen hinsichtlich ihrer Effizienz für den Arten- und Lebensraumschutz sowie Ausweitung der wissenschaftlichen Kenntnisse über die Biologie und Ökologie der Stromtalwiesen.

Zu diesem Zweck wurden von 2000 an bisher insgesamt 70 Hektar (ha) Fläche in den Gemarkungen Erfelden und Leeheim in Stromtalwiesen umgewandelt. Das Land Hessen brachte dabei 17 ha Fläche und die Stadt Riedstadt 31 ha an Projektflächen ein. Weitere 21 Hektar wurden von der Stadt Riedstadt aus Fördermitteln des Bundesamtes für Naturschutz angekauft. 1 Hektar wurde von einer privaten Naturschutzorganisation mit eingebracht.

Es wurden zwei sich ergänzende Projekte durchgeführt:

Von Oktober 2000 bis Juli 2005 lief das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Vorhaben zur "Erprobung und Entwicklung von Verfahren zur Renaturierung und integrierten landwirtschaftlichen Nutzung von Stromtalwiesen am hessischen Oberrhein."
Dabei lag der Schwerpunkt auf der Neuaanlage von Stromtalwiesen auf standörtlich geeigneten Flächen in der Rheinaue, die bis zu Beginn des Projektes noch überwiegend ackerbaulich genutzt waren und mit einer Ausnahme außerhalb bestehender Naturschutzgebiete lagen.

Im Projekt "Grundlagen für ein Handlungskonzept zur floristischen und faunistischen Anreicherung artenarmer Auenwiesen“, das 2007 und 2008 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde, stand dagegen die Frage im Fokus, ob das Verfahren der Mahdgutübertragung auch dazu geeignet ist, seltene Stromtalwiesenarten in bestehendem artenarmen Grünland anzusiedeln. Hierbei lagen die Projektflächen ausschließlich in bestehenden Schutzgebieten.

Im Zeitraum Juli 2005 bis Ende 2006 und ab 2009 hat die Stadt Riedstadt die Renaturierung von Stromtalwiesen in Eigenregie weitergeführt, wobei dies 2005 und 2006 sowie im Jahr 2009 durch eine großzügige Spende der Fraport AG ermöglicht wurde. Die große Vegetationskartierung zur Erfolgskontrolle im Mai/Juni 2014 wurde durch eine weitere Spende der Fraport AG ermöglicht.

Die bislang letzten Renaturierungsmaßnahmen wurden im Spätherbst 2018 durchgeführt. Alle Renaturierungsflächen sind bereits an Landwirte zur Gewinnung von Heu bzw. - in kleineren Teilbereichen - zur Schafbeweidung verpachtet. Die regelmäßige und auf die Naturschutzziele abgestimmte landwirtschaftliche Nutzung spielt eine Schlüsselrolle bei der dauerhaften Erhaltung der neuen Stromtalwiesenflächen.

Folgend einige Fotos, die die Entwicklung von Ackerflächen zu Stromtalwiesen zeigen:

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