Projektbeschreibung

Die überwiegende Zahl der Gewässer in Riedstadt sind künstlich angelegte Gräben.  Um in diesen naturfern ausgebauten Gewässern neue und zusätzliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen, hat die Stadt Riedstadt begonnen, so  genannte Grabentaschen anzulegen. Als Grabentaschen werden punktuelle seitliche Aufweitungen von Gräben bezeichnet.

Durch die Anlage von Grabentaschen wird die Gewässerfläche vergrößert, die Struktur des Gewässers abwechslungsreicher und im Idealfall entstehen Laichhabitate für Fische oder Amphibien.

Um die verbindlichen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie an den Riedstädter Gewässern umzusetzen, die die Aufweitung von Gräben dort sinnvoll, wo angrenzend genügend Fläche zur Verfügung steht.

Die ersten Grabentaschen hat die Stadt Riedstadt im Oktober 2002 am Erfelder Hauptgraben in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet "Großes Michelried von Erfelden" angelegt. Ideengeber war eine  Arbeitsgruppe der Lokalen Agenda 21.

Der Erfelder Hauptgraben ist ein - im Regelfall - ganzjährig wasserführender Graben, der an der Kläranlage Erfelden beginnt. Von hier aus fließt er in nordwestlicher Richtung entlang der "Mönchswiese", der "Nachtweide" sowie durch das Naturschutzgebiet "Großes Michelried von Erfelden" bis zum Pumpwerk Kammerhof, von wo aus er in den Rhein entwässert. Die Fließlänge von der Kläranlage Erfelden bis zum Pumpwerk Kammerhof beträgt 4.298 m.

Die Defizite des Grabens sind wie an nahezu allen Gräben im Ried

  • trapezförmiges, tiefes Regelprofil des Grabens mit ingenieurbiologischem Verbau und einem die Durchgängigkeit des Ufers unterbrechenden Wegedurchlass,
  • an beiden Ufern kein Ufergehölz,
  • kein Uferrandstreifen, teilweise gewässerunverträgliche Nutzung direkt angrenzend (Acker als Quelle von Nähr- / Schadstoffeintrag in das Gewässer).

Pflanzen- und Tierwelt

Mit dem Ziel, die tatsächlichen Auswirkungen des Baues der Grabentaschen auf die Pflanzen- und Tierwelt einschätzen zu können, wurden für das projekt in Erfelden begleitende  wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt.

Scheidgraben in Wolfskehlen

Mit Fördermitteln aus der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe wurden 2005, 2009 und 2011 im alten Neckarbett bei Wolfskehlen sechs weitere Grabentaschen mit insgesamt 5.400 qm angelegt. Der Scheidgraben, an dem diese Aufweitungen vorgenommen wurden, zählt gemäß Wasserrahmenrichtlinie zum Wasserkörper Landgraben bei Griesheim.

Obwohl die Maßnahme in der Regel sehr einfach durchzuführen ist, ergeben sich hohe Kosten durch den Transport des ausgehobenen Materials. Sofern es möglich ist, versucht die Stadt das Material auf den angrenzenden Flächen dünn einzubauen, um längere Wege zu vermeiden.

Für Kröte und Schlammpeitzger - 2015

In Goddelau und Wolfskehlen wurden Verbesserungsmaßnahmen für die Biotope der besonders geschützten Arten Wechselkröte, Knoblauchkröte und Schlammpeitzger (Fisch) durchgeführt. Für die Amphibien entstanden vier neue Laichgewässer, flache Mulden, die nur zeitweise Wasser führen sollen. Am Scheidgraben in den "Wiesen hinter Goddelau" wurden zwei Grabentaschen angelegt und auf weiten Strecken das Grabenufer abgeflacht.

Die Maßnahmen werden durch das Land Hessen finanziert.

Fotoeindrücke  Baumaßnahme