Es sah alles so gut aus: Nach intensiver Suche hatte das Immobilien- und Vertragsmanagement der Büchnerstadt Riedstadt einen Pächter gefunden, der die seit Anfang 2024 leer stehende Gaststätte im Bürgerhaus Wolfskehlen zum Ende des Jahres übernehmen und alles dran setzten wollte, noch das Weihnachtsgeschäft 2024 mitzunehmen. Doch kurz vor der Unterzeichnung scheiterte der Vertragsabschluss doch noch an der Zuverlässigkeit des potentiellen Pächters. Denn der Stadt ist gerade im Hinblick auf die Vereinsarbeit sehr daran gelegen, einen verantwortungsvollen Pächter zu finden.
Daraufhin sollte ein zweiter Interessent zum Zuge kommen, der zunächst eine Eröffnung am 1. April dieses Jahres in Aussicht stellte und sie dann einen Monat später für den 1. Mai ankündigte. Alle Einzelheiten waren bereits geklärt, der Vertrag bereits zugeschickt und der zukünftige Pächter hatte auch schon Kontakt zu den Wolfskehler Vereinen aufgenommen. Aber dann teilte dieser völlig unerwartet mit, dass er aus persönlichen Gründen zurücktreten müsse, wie Bürgermeister Marcus Kretschmann in der letzten Sitzungsrunde der Riedstädter Gremien berichten musste.
Angesichts der anhaltenden Krise in der Gastronomie ist dieser doppelte Rückschlag besonders schmerzlich. Steigende Kosten und Personalmangel sorgen dafür, dass die Branche sich auch nach Ende der Pandemie nicht erholt hat. Laut Statistischem Bundesamt haben alleine im letzten Jahr bis Oktober 2024 1.577 Gaststätten Insolvenz angemeldet – die letzten drei Monate sind dabei noch gar nicht erfasst. Geschätzt wird, dass auf eine offizielle Insolvenz zehn stille Geschäftsaufgaben kommen. Nach einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat alleine im Jahr 2023 jedes zehnte Unternehmen in der Gastronomie aufgegeben.
In dieser Situation bleibt es - insbesondere im ländlichen Raum – herausfordernd, einen neuen Pächter zu finden. Dabei hat das Bürgerhaus viele Pluspunkte aufzuweisen: Für die Wolfskehler ist das Bürgerhaus mit seinem großen Saal für bis zu 480 Personen und der Gaststätte seit den späten 1960er Jahren gesellschaftlicher Mittelpunkt des Ortes. So haben Vereine nach Proben oder Training in der Halle die Gaststätte gerne noch für einen geselligen Ausklang des Abends genutzt, oder in dem kleinen Saal des Lokals mit Platz für rund 80 Gäste Versammlungen abgehalten. Der kleine Saal war auch beliebt für Familienfeiern, die Terrasse im Sommer ein beliebter Treffpunkt in Wolfskehlen. Die Bar im großen Saal des Bürgerhauses wird bei Bedarf ebenfalls von der Gaststätte betrieben. Auch während der Kerb ist das Bürgerhaus zentraler Ort des Geschehens.
Die Stadt wird nun für die Verpachtung der Gaststätte zunächst zweigleisig vorgehen, wie Bürgermeister Kretschmann in den Gremien ankündigte. Zum einen wird die Fachgruppe weiterhin über alle verfügbaren Kanäle auf Pächtersuche gehen. Interessenten können in einer E-Mail an info@riedstadt.de kurz ihre Konzeption und ihr Speiseangebot darstellen. Weitere Informationen gibt gerne Inna Wedel von der Fachgruppe unter Telefon 06158 811 240. Mit ihr können auch Besichtigungstermine vereinbart werden. Zum anderen möchte der Magistrat gerne eine Idee der Wolfskehler Vereine aufgreifen und gemeinsam mit Vereinsvertretern besprechen, ob auch ein Betreiben der Gaststätte in Eigenregie der Vereine eine Option ist. Dazu hat Wedel bereits Kontakt mit dem TSV Wolfskehlen aufgenommen.
Irritiert zeigt sich Bürgermeister Kretschmann von einer Meldung der SPD-Fraktion mit der Überschrift „Versprechen des Bürgermeisters nicht eingehalten – Wolfskehlen weiterhin ohne Bürgerhaus“, in der darauf Bezug genommen wird, dass der Bürgermeister in der Sitzung der Stadtverordneten am 7. November 2024 erklärt hatte, dass ein Pächter gefunden sei und das Bürgerhaus Anfang des neuen Jahr wieder verpachtet werde. „Wir haben damals darauf vertraut, dass der Bürgermeister seine Ankündigung umsetzt“, wird der Stadtverordnete Gerald Kummer zitiert.
„Selbst der SPD-Fraktion müsste doch klar sein, dass ich nicht in die Zukunft schauen kann und davon ausgehen musste, dass ein Pächter gefunden ist“, erklärt der Verwaltungschef dazu. Ansonsten möchte er sich zu den polemischen Äußerungen der SPD-Fraktion nicht äußern.