Eine bunte und vielfältige Ausstellung ist zurzeit in der Treppenhaus-Galerie des Rathauses zu sehen. Und das, obwohl alle Gemälde die gleiche geometrische Form zeigen. Zu sehen ist immer ein Kreis auf einem meist farbigen Hintergrund. Doch die Ausgestaltung ist höchst unterschiedlich. Mal strahlt zum Titel „Kinder an die Macht“ eine freche Pippi Langstrumpf aus einem knallbunten Kreis, mal schlängelt sich ein goldener Fluss durch das Rund, oder wird das ikonische Plattencover von Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ mit dem Lichtstrahl, der sich an einem Prisma bricht, in die runde Form gemalt.
Auch Gegenstände werden gerne von dem Riedstädter Künstler Reinhard Pietrzyk-Fischer in den Kreis gesetzt. In einem besonderen Fall zum Kummer des Riedstädter Bürgermeisters Marcus Kretschmann, wie dieser augenzwinkernd bei der Vernissage anmerkte. Denn ausgerechnet im zweiten Stock, wo sich auch das Dienstzimmer des Verwaltungschefs befindet, hängt ein Bild mit dem Titel „Die Lilien-Kohorte“, das auf grünem Fußballfeld eine Aufstellung des SV Darmstadt 98 mit aufgeklebten Lilien-Wappen zeigt. „Es fällt mir nicht leicht, aber als Bürgermeister verteidige ich das natürlich“, seufzte der leidenschaftliche Eintracht-Fan. Doch für ihn gibt es einen kleinen Trost: Unter den vielen Kreisbildern befindet sich auch eines, das im Titel den legendären Spruch „Lebbe geht weider“ des ebenso legendären ehemaligen Eintracht-Trainers „Stepi“ Dragoslav Stepanovic zitiert.
Die Vernissage geriet zu einem hervorragend besuchten Treffen gut gelaunter ehemaliger Kolleginnen und Kollegen sowie von Kunstinteressierten, Freunden, Familie und Bekannten. Denn Reinhard Pietrzyk-Fischer war fast 30 Jahre lang als Erzieher in der Kita Kinderland tätig, bevor er vor über drei Jahren in den Ruhestand ging. Wie er bei der Vernissage erläuterte, begann seine Auseinandersetzung mit dem Kreis vor sieben Jahren, als er ihn in einer Filmszene entdeckte, in der er das Herzstück eines Gemäldes war – und dieser Kreis war grau. „Obwohl die Szene nur kurz war, hat mich das Bild an der Wand tief berührt und elektrisiert“, erzählte Pietrzyk-Fischer.
In einer ersten Phase wollte der Riedstädter herausfinden, wie verschiedene Farbtöne in Wechselwirkung mit dem konstant grauen Kreis wirken. Im nächsten Schritt begann er, die Farbe des Kreises immer wieder zu verändern und darin verschiedene Objekte abzubilden. In der dritten und für ihn entscheidenden Phase kamen kurze Sätze und Worte ins Spiel.
Die Ausstellung ist bis Ende des zweiten Quartals 2025 bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des Rathauses in der Treppenhaus-Galerie zu sehen.