Wie in jedem Jahr seit 2011 mit Ausnahme der zwei Corona-Jahre 2020 und 2021 hat die Büchnerstadt Riedstadt ihre Grünflächenpatinnen und –paten auch in diesem Jahr zu einem Ausflug eingeladen. Mit diesem Ausflug bedankt sich die Stadt für die Arbeit, die von Bürgerinnen und Bürgern ehrenamtlich für die Pflege öffentlicher Grünflächen in Riedstadt und damit für das Stadtbild geleistet wird. Die Wahl der Patinnen und Paten fiel diesmal auf die „Blickachsen 14“, die große Skulpturenausstellung unter freiem Himmel, die seit 1997 alle zwei Jahre in den Parkanlagen in Bad Homburg eine Vielzahl an Skulpturen internationaler Künstler versammelt und in diesem Jahr noch bis zum 4. Oktober zu sehen ist.
Die rund 60 Riedstädter Besucherinnen und Besucher sammelten sich nach ruhiger Anfahrt mit dem Reisebus zunächst unter der riesigen, 1822 gepflanzten Atlas-Zeder vor dem Eingang zum Bad Homburger Schloss. Dort wurden sie von zwei Führerinnen der Blickachsen in Empfang genommen, die dann die in zwei kleinere Gruppen aufgeteilten Pflegepatinnen und –paten durch den Schlosspark führten und dabei die dort ausgestellten acht Skulpturen sehr fachkundig und lebendig erläuterten. Zudem gab es Hintergrundinformationen über die Geschichte des Parks und des Schlosses.
Wie ein Kommentar zu den auch in Riedstadt teilweise sehr emotional geführten Diskussionen über die naturnähere Gestaltung einiger Grünflächen wirkte dabei der im sehr akkurat gepflegten barocken Parterre des Schlossgartens aufgestellte Riesen-Löwenzahn des Bildhauers Joscha Bender mit dem bezeichnenden Titel „Unkraut vergeht nicht“. Im Hof des Schlosses findet sich ein großes, aus angekohltem Holz gefertigtes Reiterstandbild, das im barocken Umfeld zunächst nicht ungewöhnlich erscheint – aber bei genauerem Hinsehen entdeckt man, dass der Reiter kein Mensch, sondern ein Borkenkäfer mit menschlicher Gestalt ist, der mit Blick auf die bewaldeten Taunushöhen zukünftiges Eroberungsgebiet abmisst. Auch in dieser Skulptur von Julius von Bismarck wird das gestörte Mensch-Natur-Verhältnis und der Klimawandel mit seinen Folgen thematisiert.
Nach der rund eineinhalb Stunden dauernden Führung konnten die Paten und Patinnen dann den weiteren Tagesablauf frei gestalten, wobei bei den meisten zunächst eine Einkehr in eines der dortigen Lokale zur Stärkung anstand. Im circa zehn Minuten fußläufig vom Schlosspark entfernten Kurpark waren weitere 24 Skulpturen zu entdecken, darunter das kleinste und gleichzeitig aber auch größte Kunstwerk: Unweit des Schwanensees ist dort auf einem unscheinbaren Schild zu lesen: “From may 18 to octobre 4 every crow in the city of bad homburg will be considered as a sculpture“. Der amerikanische Künstler David Horvitz erklärt damit für den Zeitraum der Ausstellung alle Krähen in Bad Homburg zu einem Kunstwerk – der Rest findet in den Köpfen der Besucher und Besucherinnen statt.
Einige Kunstbeflissene haben sich dann sogar noch den dritten Teil der diesjährigen Blickachsen erwandert, den Gustavsgarten, in dem neben drei für die diesjährigen Blickachsen ausgewählten Kunstwerken auch „Überbleibsel“ früherer Blickachsen zu sehen waren, darunter monumentale Arbeiten von David Nash oder Magdalena Abakanowicz.
Neben der Kunst waren aber auch natürlich die schön angelegten und gepflegten Parkanlagen mit ihrem beeindruckenden alten Baumbestand ein Blickfang – in denen es aber auch immer wieder „wilde“ Ecken zur Förderung der biologischen Vielfalt zu entdecken gab. Und wer von Kunst und Grün genug hatte konnte sich auch noch in das Getümmel des „Laternenfests“ stürzen, das weite Teile der Innenstadt ausfüllte.
Kurzum: es war ein voller Tag, bei dem für jeden und jede etwas geboten wurde – und das bei bestem Spätsommerwetter. Um 17 Uhr ging es dann wieder zurück nach Riedstadt, wo die Grünflächenpaten und – patinnen gegen 18 Uhr mit vielen Eindrücken im Gepäck wieder wohlbehalten ankamen.
Alle Fotos: Matthias Harnisch




