Rhein Petroleum startet neue Bohrung

Voraussichtlich in der Woche ab 19. Juni wird nach weiteren erdölführenden Schichten gesucht

Die Bohranlage wird auf dem Feld hinter der bestehenden Anlage aufgebaut.

Wie Rhein Petroleum in einer Pressemeldung mitteilt, wird in Riedstadt-Goddelau im Juni wieder nach Erdöl gebohrt: Voraussichtlich in der Woche ab dem 19. Juni startet die Rhein Petroleum GmbH aus Heidelberg ihre angekündigte Erkundungsbohrung „Schwarzbach 2“, mit der untersucht wird, ob sich im Umfeld des aktuellen Förderfelds noch weitere erdölführende Schichten befinden.

Bevor es in die Tiefe geht, werden ab Montag, 12. Juni, sukzessive die Bohranlage sowie weitere Materialien angeliefert und über mehrere Tage aufgebaut. Der Bohrplatz befindet sich direkt neben der bestehenden Förderanlage südlich von Goddelau an der Starkenburger Straße.   

Die Bohranlage mit dem rund 35 Meter hohen Bohrturm kommt direkt aus Österreich ins hessische Ried. „Wir freuen uns sehr, dass wir unsere von langer Hand vorbereitete Bohrung nun durchführen können. Nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Geothermiebohrungen sind Bohranlagen derzeit über viele Monate belegt“, erklärt der Geschäftsführer von Rhein Petroleum, Peter Appel.  

Rund eine Woche ist für den Aufbau und die Vorbereitungen eingeplant. Unmittelbar danach können die eigentlichen Bohrarbeiten starten, für die inklusive der sich anschließenden Messarbeiten vier Wochen angesetzt sind. Zuerst wird senkrecht in die Tiefe gebohrt, ehe die Bohrung in südwestliche Richtung abgelenkt wird, um das definierte Bohrziel in rund 1.700 Metern Tiefe in den Pechelbronner Schichten zu erreichen. Das Erdölverkommen, das Rhein Petroleum erschließen möchte, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Schichten, aus denen das Unternehmen seit nunmehr fünf Jahren bereits dauerhaft heimisches Erdöl fördert. 

Die vom Bergamt genehmigte und überwachte Bohrung besteht aus mehreren teleskopartig ineinander liegenden Rohren. Jedes einzelne der nach unten im Durchmesser immer enger werdenden Rohre wird mit hochdichtem Spezialzement fest umschlossen, sodass der oberste, trinkwasserführende Bereich durch mehrere Schichten Stahl und Zement geschützt ist. Appel: „Der Schutz der trinkwasserführenden Schichten, die sich hier in einer Tiefe bis maximal 130 Metern befinden, hat höchste Priorität. Unterhalb dieser Schichten liegen mehrere 100 Meter dicke, undurchlässige Tonschichten.“

Nach Erreichen des Bohrziels werden bohrlochgeophysikalische Messungen in der Tiefe vorgenommen und ein Fördertest durchgeführt, anhand dessen erkennbar ist, ob sich Erdöl in den porösen Steinen befindet. Bereits im Sommer vergangenen Jahres hat Rhein Petroleum im Rathaus Crumstadt eine Informations-Messe für die Bevölkerung organisiert und danach den Bohrplatz neben der bestehenden Förderanlage eingerichtet: Zuerst wurde der Mutterboden fachgerecht abgetragen und zur späteren Wiederverwendung am Rand abgelegt. Die zentrale Fläche des Bohrplatzes wurde asphaltiert und wie bei einer Tankstelle komplett abgedichtet.

„Es ist ein großer Vorteil, dass die neue Bohrung in den bestehenden Förderbetrieb eingegliedert werden kann und Teile der Infrastruktur des Förderplatzes genutzt werden können, wie etwa die Stromversorgung oder die Zufahrt von der Starkenburger Straße“, erklärt Appel. Bei einer wirtschaftlichen Fündigkeit der Bohrung „Schwarzbach 2“ ist geplant, die bestehende Erdölproduktionsanlage zu nutzen, um das geförderte Öl aufzubereiten und dann – wie bisher auch – mit Lkws in die nahe gelegene Raffinerie nach Karlsruhe zu transportieren.

Zur Historie: Ende März 2015 ist Rhein Petroleum mit der Erkundungsbohrung „Schwarzbach 1“ in den Pechelbronner Schichten auf Erdöl gestoßen. Ein Jahr später wurde erstmals nach mehr als 20 Jahren wieder heimisches Erdöl aus dem hessischen Ried gefördert. Knapp zwei Jahre später erteilte das Bergamt dem Unternehmen die Genehmigung für eine dauerhafte Förderung. Seither verlassen wöchentlich rund 100.000 Liter des wertvollen Rohstoffs den Platz in Richtung der nahe gelegenen Raffinerie in Karlsruhe.

Das Erdöl aus dem hessischen Ried ist dabei sehr begehrt: Es hat eine sehr hohe Qualität, ist leicht, schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Daher eignet es sich besonders für die industrielle Weiterverarbeitung und die Herstellung unzähliger Produkte, darunter Arzneimittel, Schmierstoffe, hochwertige Kunststoffe, moderne Materialien der Energiewende oder auch der Elektromobilität. Appel: „Wir sind davon überzeugt, dass Erdöl als reiner Energierohstoff zumindest in Europa in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielen wird. Deswegen sagen wir seit mehreren Jahren: Der Rohstoff Erdöl ist viel zu schade, um ihn zu verbrennen oder zu verheizen.“ Vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine sei darüber hinaus die Bedeutung der Förderung heimischer Rohstoffe verstärkt in den Fokus gerückt.  

Um der interessierten Bevölkerung die Gelegenheit zu geben, sich die Anlage vor Ort anzuschauen, wird Rhein Petroleum während der rund vierwöchigen Bohrung einen Nachmittag des offenen Bohrplatzes organisieren und Führungen über das Gelände anbieten. Der genaue Termin wird rechtzeitig mitgeteilt. Darüber hinaus wird auch wieder ein Informationscontainer eingerichtet, in dem anhand von Schautafeln und Karten die Technik der Bohrung ebenso erklärt wird, wie die Entstehung und die Verwendung von Erdöl. Der Informationscontainer ist ab dem 19. Juni täglich von 8 bis 20 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.  

In Südhessen begann schon 1952 die kommerzielle Förderung von Erdöl. Insgesamt konnten bis 1994 aus 47 Bohrungen knapp 7 Millionen Barrel gefördert werden. Das Öl sammelte sich in Schichten, die zwischen 1.500 und 1.700 Meter tief unter der Oberfläche liegen. Im Naturschutzgebiet Kühkopf bei Riedstadt steht heute noch die letzte Pferdekopfpumpe aus dieser Förderperiode. 

ViSdP: 

Rhein Petroleum GmbH

Mittermaierstr. 31

69115 Heidelberg