Großes Werk gelingt durch Einigkeit

Werkstattgespräch in Erfelden klärt, wie Energiewende und Klimaschutz gemeinsam gelingen können

Benjamin Müller ist begeisterter „Gebäudemodernisierer“ und erklärt den Teilnehmenden die Sanierung einer Hofreite in Erfelden
Eine Besucherin testet einen Wärmetauscher in der Ausstellung
Die Ausstellung lud auch zum Ausprobieren ein.
Sanierungsmanager Benjamin Krick während seines Vortrags
Auf reges Interesse stieß die Ausstellung im Rahmen des Werkstattgesprächs
Dr. Jürgen Schnieders vom Passivhaus-Institut erläuterte die Vorteile von Wärmepumpen

Die Fachgruppe Umwelt der Büchnerstadt Riedstadt hatte für den 12. November in die Halle des TV Erfelden zu einem Werkstattgespräch geladen, das von der LandesEnergieAgentur (LEA) und dem hessischen Wirtschaftsministerium finanziert wurde. Über 50 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung.

Vor dem Start des Gesprächs stand die Besichtigung einer kleinen Ausstellung aus Rollups und Funktionsmodellen rund um das Thema der klimafreundlichen Gebäudesanierung auf dem Programm, die mit Unterstützung der LEA-Hessen erstellt und erstmals gezeigt wurde. Anschließend begrüßte Riedstadts Sanierungsmanager Benjamin Krick die Teilnehmenden und bedankte sich für die Gastfreundschaft des TV Erfelden. Krick nahm Bezug zum großen Schriftzug über der Bühne „Großes Werk gelingt nur durch Einigkeit“ und zeigte sich überzeugt, dass so auch die Energiewende und der Klimaschutz gelingen können.

Aus seiner Sicht ist dafür an erster Stelle eine sehr gute Energieeffizienz wichtig. „Effizienz verbessern bedeutet, eine gleiche oder verbesserte Dienstleistung mit geringerem Ressourceneinsatz zu erbringen“, definierte Krick und nannte als Beispiel die Glühbirne, die den größten Teil der eingesetzten Energie, anders als die effiziente LED-Birne, in Wärme umwandelt. Beim Gebäude käme es insbesondere auf den Wärmeschutz an, meinte Krick und erklärte dann die Möglichkeiten, den Gebäudeenergiebedarf zu reduzieren. Die Dämmung der Außenwände und des Daches nannte er als wichtige Maßnahmen. Ebenso den Boden und die Fenster – die sollten stets dreifach verglast sein. Als weitere Möglichkeit nannte Krick die Lüftung mit Wärmerückgewinnung, die nicht nur Energie spare, sondern auch für stets gute Luft sorge.

Am besten führe man diese Maßnahmen durch, wenn am Gebäude ohnehin etwas gemacht werden muss. Wenn beispielsweise ein Fassadenanstrich anstehe, empfehle es sich, den Wärmeschutz gleich mit zu verbessern „dann bleiben auch die zusätzlichen Kosten überschaubar und mit der Förderung und den Möglichkeiten zur steuerlichen Abschreibung in den Sanierungsgebieten lohnt sich das auf jeden Fall“, sagte Krick.

Wenn das Gebäude möglichst weit saniert ist, sei der richtige Zeitpunkt für den Heizungstausch gekommen. Am besten geeignet ist die Wärmepumpe, ist der promovierte Physiker Jürgen Schnieders, Geschäftsführer des Darmstädter Passivhaus Instituts, überzeugt. Am besten sei es, zuerst den Wärmeschutz zu verbessern und damit den Energiebedarf zu reduzieren, was wiederum auch die Kosten reduziere, erläuterte er in seinem Vortrag. Eine Wärmepumpe könne immer bei Gebäuden mit Fußbodenheizungen eingebaut werden, bei Gebäuden mit Heizkörper, wenn die Vorlauftemperatur - also die Temperatur am Kesselausgang - unterhalb von etwa 50 °C liege.

Als weitere Möglichkeit, schnell den CO2-Ausstoß der Gebäudeheizung zu reduzieren, stellte Schnieders Klimageräte vor, die auch heizen können. Solche Geräte seien inklusive Einbau für etwa 2.000 € zu haben. Sie können die bestehende Heizung ergänzen und im unsanierten Altbau etwa 50 Prozent der Heizung übernehmen. Den Rest könne weiterhin die alte Heizung liefern. Je weiter das Gebäude saniert würde, umso größer könne der Anteil der des Klimagerätes werden – bis hin zur kompletten Beheizung von Passivhäusern.

Zum Abschluss berichtete Benjamin Müller von der Modernisierung der Hofreite in der Wilhelm-Leuschner Straße, die er mit seiner und einer weiteren Familie gekauft hat. „Dieses Werkstattgespräch ist super. Genau das hätten wir vor drei Jahren gebraucht, als wir mit unserer Sanierung angefangen haben“, erklärte er. Seitdem ist viel passiert: Ein Gebäudeteil ist schon komplett saniert. Mit Fußbodendämmung, neuen Fenstern, Wand- und Dachdämmung sowie einer neuen Heizung. Einer Wärmepumpe, die hervorragend funktioniere, ergänzt um einen Scheitholzkessel. Im Moment ist das Vorderhaus mitten in der Sanierung. Anschließend spazierte die Gruppe gemeinsam in die Wilhelm-Leuschner-Straße zur Baustellenbesichtigung. „Wir machen alles nacheinander, Stück für Stück“, erklärte Müller den beeindruckten Gästen.  

„Die einzelnen Projekte können im Prinzip auch im zeitlichen Abstand ausgeführt werden“, ergänzte Krick. So könne Schritt für Schritt aus einer alten Energieschleuder ein effizientes Juwel werden, dem durch die Modernisierung neues Leben eingehaucht würde. Weitere Informationen gibt es auf der eigens eingerichteten Internet-Seite ieqk-riedstadt.de und bei Sanierungsmanager Benjamin Krick von der Fachgruppe Umwelt, Telefon 06158 – 181 323.