Von der ASP und in der Existenz bedroht

Sommertour des Bürgermeisters informiert über heimische Landwirtschaft

Sommertour des Bürgermeisters informiert über heimische Landwirtschaft

Kein Grunzen und kein Quieken dringt vom neu gebauten Schweinestall herüber vor die Maschinenhalle von Landwirt Roth. Ende Juli 2024 musste der gesamte Bestand von rund 160 Tiere gekeult werden, weil wenige Tage zuvor die Afrikanische Schweinepest auf noch unbekanntem Weg in den Stall eindrang. „Ich dachte mir schon, dass es jetzt soweit ist,“ berichtet Rainer Roth von dem Tag, als die ASP seine Schweine befiel, „da standen zwei Tiere völlig apathisch herum. Normalerweise bewegen sie sich andauernd, fressen, laufen herum, Platz haben wir ja genug eingerichtet für das Wohl der Tiere. Mir war sofort klar, jetzt hat es uns erwischt.“ Innerhalb von zwei Tagen sterben die infizierten Schweine. Weitere haben sich auch beim Bestand des Landwirts angesteckt, das Gesetz schreibt jedoch vor, dass alle Tiere getötet und entsorgt werden müssen.

Dass es eine existentielle Frage ist, wird im Verlauf der weiteren Erzählung deutlich. Normalerweise werden die Schweine aufgezogen und kommen dann in die hauseigene Metzgerei. Sohn Mario ist Metzgermeister und verarbeitet die Tiere im eigenen Betrieb in Wolfskehlen fachgerecht weiter. Dort wird die Ware dann auch verkauft. Jetzt erst mal nicht mehr. Zumindest keine Schweine aus Wolfskehlen. Sie müssen von außerhalb zugekauft werden, zusätzliche Kosten entstehen.

Die Afrikanische Schweinepest hat die Abläufe bei Familie Roth auf den Kopf gestellt. Und die Finanzierung des neuen Stalls, der erst seit einem Jahr in Betrieb war und eigentlich von der Bauweise und den Abläufen her als sicher galt. Für sein Konzept hatten sich auch andere Landwirte interessiert. Nun muss er schauen, wie es weitergeht, wann er wieder Schweine einstellen darf. „Wir warten auf die Freigabe, dass eine Komplett-Desinfektion erfolgen darf, was mit dem kontaminierten Stroh passieren muss. Ich muss wieder Schweine einstellen, das schreibt der Fördermittelbescheid vor.“, berichtet Rainer Roth.

Auf Initiative von Bürgermeister Marcus Kretschmann hatten die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit sich aus erster und betroffener Hand über die Folgen der Afrikanischen Schweinepest zu informieren. „Das Landwirtschaftsministerium ist involviert, der Kreis als zuständige Behörde ist mit an Bord. Alle müssen mithelfen.“, appelliert der Bürgermeister und sagt weiter „Auch Sie können mithelfen. Halten Sie sich an die Vorschriften, Hunde anleinen, keine Feldwege verlassen. Kaufen Sie weiter in den Hofläden und bei unseren Direktvermarktern ein.“

Die Afrikanische Schweinepest ist unbedenklich für Menschen und andere Tierarten. Die Übertragungswege, wie sich so gut geschützte Tiere, wie bei Landwirt Roth, anstecken konnten, wird noch untersucht. Forschungen laufen, ob auch Stechmücken Überträger sind. Von Zecken ist das bekannt. Elektrozäune gehören mittlerweile zum Landschaftsbild im Kreis. Sie sollen die Wanderbewegungen der Wildschweine einschränken. Aufgeschreckte Wildschweine können bis zu 40 Stundenkilometer erreichen und legen Strecken über dutzende Kilometer zurück.

Ein fester Gitterzaun und ein doppelter Elektrozaun schützt eigentlich den Schweinestall von Landwirt Roth. „Wir wissen nicht, wie der Virus reinkam,“ sagt der sichtlich betroffene Landwirt, „nach dem ersten Fall im Kreis haben wir die Maßnahmen nochmal hochgefahren. Trotzdem hatten wir in der Region plötzlich fast überall Befall und jetzt nix mehr. Es ist merkwürdig.“ Familie Roth macht weiter, hat weitere Standbeine in der Landwirtschaft. Zwiebeln, Getreide und andere Produkte können den Ausfall der Fleischproduktion aber nicht völlig ausgleichen.

„Unsere Landwirte gehen verantwortungsvoll bei der Erzeugung von Lebensmitteln um.“ sagt Bürgermeister Kretschmann abschließend und fordert die Teilnehmer auf, „Sie sind alle Multiplikatoren, erzählen sie Ihren Freunden, Bekannten und Nachbarn von dieser Veranstaltung, dass man in den Hofläden und bei den Direktvermarktern einkaufen kann. Wir wollten heute Transparenz herstellen und unsere Landwirte unterstützen. Tun Sie es auch.“