Auf dem Gelände rund um das Jugendhaus Goddelau tun sich ungewöhnliche Dinge: Heranwachsende streifen mit Fotoapparat und suchenden Blicks durch die Gegend. Ein Zweier-Team hat unter einem Baum Halt gemacht, bei einem anderen liegen Schleich-Pferde im Gras. Jugendpfleger Kai Faßnacht beobachtet das Treiben schmunzelnd und stellt fest: „Heute stehen zum Abschluss Porträtfotos an und sie sollen versuchen, sich in Bildern darzustellen. Das ist gar nicht so einfach und würde auch viele Erwachsene herausfordern.“
Es ist der dritte und letzte Tag des Fotografier-Workshops, den Faßnacht in der ersten Osterferienwoche angeboten hat. Am ersten Tag ging es hinaus in Natur, zum Pfungstädter Wald am Wasserwerk. Im Kontrast dazu waren sie am folgenden Tag in Mainz unterwegs. „Wir sind fünf Stunden durch Mainz gelaufen, mit einer reichen Fotoausbeute“, berichtet Faßnacht. Nun stehen zum Abschluss noch Porträtfotos an, bevor die Jungs und ein Mädchen am Computer entscheiden müssen, welches Foto sie groß ausgedruckt und gerahmt mit nach Hause nehmen und welche fünf weitere sie im kleineren Format haben möchten.
Lisbeth (neun Jahre) reitet gerne und mag Pferde, daher hat sie für ihr Porträtfoto in Ermangelung eines echten Pferdes Schleichpferde mit nach draußen gebracht. Doch dann haben sie und Tyler (elf Jahre) eine andere Idee: Sie rennt im perfekten Galopp auf Simon zu und er fotografiert sie im Sprung. Simon (13 Jahre) und Luca (zwölf) haben sich derweil ins Gebüsch geschlagen und überlegen, was für eine Position sie sich vorhin für Naturfreund Luca überlegt hatten. „Ich stand am Baum“, erklärt Luca und Simon präzisiert: „Du warst der Baum!“ Nun versuchen sie etwas anderes und lassen Luca Äste arrangieren, während Simon fotografiert.
Solche Ideen freuen den Jugendpfleger, denn genau das ist ihm wichtig. „Hier geht es nicht um eine ausgefeilte Technik. Vielmehr soll der Blick auf ungewöhnliche Motive und Einstellungen geschult werden und die Kinder und Jugendlichen Spaß an der eigenen Kreativität haben“, erklärt Faßnacht.