„Pack ein Buch ein“

Buchbloggerin Britta Röder stellte literarische Geschenktipps vor

Büchereileiterin Anja Stark (links) präsentierte in der Kunstgalerie am Büchnerhaus Britta Röder und ihre Buchtipps für den Gabentisch.

 „Pack ein Buch ein“ hatte die Städtische Bücherei Riedstadt die Veranstaltung mit der Autorin, leidenschaftlichen Leserin und Buchbloggerin Britta Röder in der Kunstgalerie am Büchnerhaus genannt. Doch bevor eingepackt werden konnte, musste erst einmal ausgepackt werden: Röder hatte einen ganzen Stapel Bücher mitgebracht, die sie im Gespräch mit Büchereileiterin Anja Stark als Buchgeschenke zu Weihnachten empfahl. Zur adventlichen Stimmung trugen alkoholfreier Punsch und Plätzchen bei.  

„Nicht ich stehe heute Abend im Mittelpunkt, sondern das Buch“, erklärte sie zur Einführung und nannte „das böse Wort Geld“ – verbunden mit dem leidenschaftlichen Appell: „Kauft Bücher, vor allem von unabhängigen, kleinen Verlagen.“ Denn nur so könnten die unabhängigen Verlage überleben, die gegen die geballte Marketing-Macht der großen Player ankämpfen müssten. „Sie sind nicht per se schlechter, sondern nur weniger sichtbar.“ Das wollte sie an diesem Abend ändern. Röder machte nicht nur mit ihren Favoriten aus dem Angebot unabhängiger Verlage bekannt, sie konnten auch gleich am Büchertisch der Buchhandlung Faktotum erworben werden.  

Die Buchliebhaberin stellte ihrer Präsentation einen Satz des japanischen Autors Haruki Murakami voran: „Wenn du nur die Bücher liest, die alle anderen lesen, kannst du auch nur das denken, was alle anderen denken.“ Als Reminiszenz an den Veranstaltungsort hatte die erste Vorstellung einen Bezug zu Georg Büchner. Röder präsentierte „Unter allen Umständen frei“ von Antje Schrupp, die erst im November mit dem Luise-Büchner-Preis für Publizistik 2025 ausgezeichnet worden war. Die Schwester Georg Büchners hätte mit Sicherheit ihre Freude gehabt an dem Werk über die drei amerikanischen revolutionären Feministinnen Victoria Woodhull (1838–1927), erste US-Präsidentschaftskandidatin, Lucy Parsons (1851–1942), militante Aktivistin und Gewerkschafterin, und Emma Goldman (1869–1940), anarchistische Vordenkerin und Jüdin. „Es ist spannend wie ein Roman geschrieben“, warb Röder für das Buch aus dem Helmer Verlag.  

Das zweite vorgestellte Buch trägt Büchner sogar im Titel: Der Roman „Büchner Sixty-Nine“ von Frank Schuster (Mainbook Verlag) beruht auf wahren Begebenheiten und schildert, wie 1969 Schüler in Darmstadt im Namen Büchners auf die Straße gingen, um gegen die Entlassung eines beliebten Lehrers zu protestieren. „Ein spannendes Stück Zeitgeschichte“, so Röder. Im weiteren Verlauf zeigte Röder eine große Bandbreite verschiedenster Sujets. Claudia Kaufmann erzählt in „Das Haus der Goldmanns“ (Ultra Violett Verlag) eine Familiengeschichte über drei Generationen und verknüpft dabei das Thema Altersdemenz mit dem Trauma des Holocaust.

Mit „Osthafen“ des Groß-Gerauer Autors Ralf Schwob präsentierte sie „keinen klassischen Krimi, eher eine Milieustudie“ und mit Domenico Müllensiefen und seinem Roman „Schnall dich an, es geht los“ (Kanon Verlag), geht es in ein fiktives Dorf in der Nähe von Magdeburg. Warmherzig wird es mit Julia Hoch und ihrem Buch „Frau Putz“. Ein Buch „zum Runtersuchten“ präsentierte Röder mit Karen Aydins „Sternkollisionen“ (edition federleicht).  

Ein Plädoyer für Solidarität, Freiheit und Frieden ist dagegen das Buch „Europäische Erziehung“ von Romain Gary. Entstanden noch während des Zweiten Weltkriegs, wurde der Roman vom Klaus Wagenbach Verlag in diesem Jahr neu aufgelegt und erzählt die Geschichte des Jungen Janek, den sein Vater im Wald versteckt, damit wenigstens der jüngste Sohn den Krieg überlebt. Ein Fest für die Sprache waren für Röder zwei weitere Bücher: „Der Wurm: Eine kleine Geschichte“ von Barbara Imgrund und „Hinter tausend Stäben“ von Ulrike Sabine Maier.  

„Für den Happen zwischendurch“ stellte die Buchbloggerin noch die Erzählbände „Der Fluch der Hasen“ von Bora Chung und „Sterben in deinem Geweih“ von Gerrit Wustmann vor. Zum Abschluss las Röder noch eine kurze Stelle aus ihrem neuesten Werk „Fliehkraft“.