Kammerspiel namens Familie

„Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher im Club der Dichter am Sonntag, 5. November

Zu sehen ist der Buchumschlag mit dem Titel "Lügen über meine Mutter"
Buchcover: Kiepenheuer & Witsch

Einmal monatlich will die BüchnerBühne in Riedstadt-Leeheim (Kirchstraße 16) mit ihrer Veranstaltungsreihe „Club der Dichter“ Lust auf das Lesen machen. In Kooperation mit der Stadtbücherei und der örtlichen Buchhandlung Faktotum stellt Christian Suhr einmal im Monat interessante Bücher vor. Die Gäste können das Buch im Anschluss an die Lesung direkt im Theatercafé kaufen, um zuhause gemütlich in ihrer Kuschelecke auf dem Sofa weiter zu lesen.

Am Sonntag, 5. November gibt es Auszüge aus dem Roman „Lügen über meine Mutter“ von Daniela Dröscher zu hören. Das Café öffnet bereits um 10:00 Uhr mit einem kleinen Frühstücksangebot, bevor um 11:00 Uhr die Buchvorstellung startet.  

Daniela Dröscher erzählt in ihrem Roman vom Aufwachsen in einer Familie, in der ein Thema alles beherrscht: das Körpergewicht der Mutter. Ist diese schöne, eigenwillige, unberechenbare Frau zu dick? Muss sie dringend abnehmen? Ja, das muss sie. Entscheidet ihr Ehemann. Und die Mutter ist dem ausgesetzt, Tag für Tag.  

„Lügen über meine Mutter“ ist zweierlei zugleich: die Erzählung einer Kindheit im Hunsrück der 1980er, die immer stärker beherrscht wird von der fixen Idee des Vaters, das Übergewicht seiner Frau wäre verantwortlich für alles, was ihm versagt bleibt: die Beförderung, der soziale Aufstieg, die Anerkennung in der Dorfgemeinschaft. Und es ist eine Befragung des Geschehens aus der heutigen Perspektive: Was ist damals wirklich passiert? Was wurde verheimlicht, worüber wurde gelogen? Und was sagt uns das alles über den größeren Zusammenhang: die Gesellschaft, die ständig auf uns einwirkt, ob wir wollen oder nicht?        

Schonungslos und eindrücklich lässt Daniela Dröscher ihr kindliches Alter Ego die Jahre, in denen sich dieses „Kammerspiel namens Familie“ abspielte, noch einmal durchleben. Ihr gelingt ein ebenso berührender wie kluger Roman über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge. Vor allem aber ist dies ein tragisch-komisches Buch über eine starke Frau, die nicht aufhört, für die Selbstbestimmung über ihr Leben zu kämpfen.  

Daniela Dröscher, Jahrgang 1977, aufgewachsen in Rheinland-Pfalz, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Sie wurde u.a. mit dem Anna-Seghers-Preis, dem Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds sowie dem Robert-Gernhardt-Preis (2017) ausgezeichnet.