„Ich freue mich, dass ein so großes Interesse besteht und wir hier mehr Gesichter als sonst sehen“, begrüßte Bürgermeister Marcus Kretschmann zu dem Workshop „Entwicklung der Jugendpflege“ im Jugendhaus Goddelau. Einmal im Jahr wird den Mitgliedern des Magistrats und des Sozial-, Kultur- und Sportausschusses Gelegenheit gegeben, sich im Gespräch mit den Fachkräften des Jugendbüros und dem Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Soziales, Rick Hölzer, über den aktuellen Stand der Jugendpflege in Riedstadt auszutauschen. Nach den Diskussionen um eine mögliche Weiterentwicklung der Jugendpflege hin zu einer aufsuchenden Jugendarbeit und einer damit verbundenen Schließung von Jugendräumen und Jugendhäusern in Crumstadt, Erfelden, Leeheim und Wolfskehlen war die Beteiligung von Seiten der Kommunalpolitik höher als in vergangenen Jahren.
Wie üblich gaben die drei Fachkräfte des Jugendbüros Julia Spitzer (zuständig für Erfelden und Leeheim), Kai Faßnacht (Goddelau und Wolfskehlen) und Heiko Wambold (Crumstadt und Verein Auszeit) mit einer Bildershow einen Rückblick auf das vergangene Jahr mit zahlreichen Aktivitäten. Als Besonderheit konnten im vergangen Jahr 30 Jahre Verein Auszeit in Riedstadt gefeiert werden. Auch für dieses Jahr gibt es bereits viele Anfragen für das Auszeit-Mobil mit seinen diversen Spielgeräten, berichtete Wambold.
Der im Dezember 2024 festgestellte massive, doppelte Wasserschaden im Gebäude des Jugendhauses Erfelden, der das ganze Haus unbenutzbar gemacht hat, hatte gravierende Auswirkungen auf den offenen Betrieb im Jugendhaus Erfelden, erzählte Spitzer. Von fast 20 Kindern würden nur noch drei das Angebot wahrnehmen, zum Jugendhaus Leeheim zu kommen. Zwei feste Gruppen seien in der Kita Sonnenschein untergekommen. Bürgermeister Kretschmann konnte wenig Hoffnung auf eine schnelle Besserung der Situation machen: zurzeit sei das ganze Gebäude eine große Baustelle.
Elke Draxler von der Kreisjugendförderung hielt einen Impulsvortrag zum Thema offene Jugendarbeit. Dabei machte sie deutlich, dass jungen Menschen nach dem Sozialgesetzbuch Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden müssen. Diese sollen an die Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden. Entscheidend sei, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit ein freiwilliges und unverbindliches Angebot sei, das keine Mitgliedschaft oder besondere Voraussetzungen verlange. Sie ist ein Ort der Begegnung unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, Angebote werden an die Bedürfnisse der Beteiligten angepasst. Die Mitarbeitenden begleiten die Jugendlichen bei den alltäglichen Herausforderungen des Heranwachsenden, Grundbedingung dafür sei die Vertrauenswürdigkeit der Fachkräfte und der Strukturen.
In der anschließenden angeregten Diskussion wurde auch auf die vielfältige Jugendarbeit in den Riedstädter Vereinen hingewiesen. Mandatsträger wunderten sich, warum es für junge Menschen in Vereinen kein Problem darstelle, für Spielgemeinschaften auch in andere Stadtteile zu fahren, dies aber bei der Jugendarbeit offenbar nicht funktioniere. Draxler wies auf die unterschiedlichen Strukturen hin: Die Mitgliedschaft in einem Verein sei immer zweckgebunden und kompetenzorientiert, Jugendarbeit habe dagegen ganz andere Ziele. Jugendpflegerin Spitzer ergänzte: „Wir haben und erreichen mit den Jugendhäusern Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen Vereine nicht besuchen. Sie brauchen ein ganz niederschwelliges Angebot und einen geschützten Rahmen, sonst erreichen wir sie nicht.“
Wambold, der seit 1997 als Jugendpfleger in Riedstadt arbeitet, gab einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Jugendpflege. Vor 25 Jahren habe eine Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung der Jugendpflege Riedstadt“ ein Konzept für die zukünftige Arbeit der Jugendpflege entwickelt, um diese auf eine professionelle Basis zu stellen. Dieses Konzept ist seitdem Grundlage der Arbeit des Jugendbüros. Ebenso lange wie das Konzept gibt es bereits auch den Workshop zur Entwicklung der Jugendpflege. „Für uns ist das ein ganz wichtiges Gremium“, betonte Wambold.
Einig waren sich alle Workshop-Teilnehmenden, dass dieses Konzept nach 25 Jahren weiterentwickelt werden sollte. Auf Vorschlag des Bürgermeisters soll im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss der Rahmen für die Fortentwicklung des Konzepts festgelegt werden.