Es wird ein Mensch gemacht

Folge elf der Veranstaltungsreihe FreitagsFaust ist am 29. November auf der BüchnerBühne zu erleben

Mit der Veranstaltungsreihe FreitagsFaust präsentiert die BüchnerBühne Riedstadt einmal monatlich chronologische Ausschnitte aus dem klassischen Meisterwerk Goethes. Am Freitag, 29. November ab 19:30 Uhr steht der Abend in Riedstadt-Leeheim (Kirchstraße 16) unter dem Titel „Es wird ein Mensch gemacht“. Eintrittskarten sind zum Preis von 20 Euro an der Abendkasse oder vorab für 18 Euro (ermäßigt 15 Euro) an den verschiedenen Vorverkaufsstellen oder online im Ticketshop (www.buechnerfindetstatt.de) erhältlich.  

In der Episode trägt Mephisto Faust in dessen altes Studierzimmer, legt ihn aufs Bett und zieht sich Fausts Mantel an. Der ehemalige Schüler Fausts und heutige Baccalaureus hält Mephisto für seinen alten Lehrer. Er strotzt vor Selbstbewusstsein und will nichts von dem gelten lassen, was Faust ihm einst beigebracht hat. Den amüsierten Mephisto beschimpft er als Hohlkopf und spricht ihm glatt die Daseinsberechtigung ab: „Wenn ich nicht will, so darf kein Teufel sein.“

Später experimentiert Fausts Assistent Wagner im Laboratorium mit einem Glaskolben. „Es wird ein Mensch gemacht“, entgegnet er auf Mephistos Nachfrage. Im Kolben leuchtet und bewegt sich etwas. Nichts Geheimnisvolles sei mehr an der Natur, ruft Wagner erregt, nun könne der Mensch das Leben kristallisieren. Tatsächlich spricht ein künstlich erzeugtes Wesen, Homunkulus, aus der Phiole. Der Glaskolben schwebt zu Faust hinüber und der leuchtende Homunkulus erzählt Mephisto, was im Kopf des Schlafenden vorgeht: Faust sieht im Traum die Zeugung Helenas. Mephisto fordert das Männlein in der Phiole auf, den liebeskranken Faust zu heilen.

Die Arbeit an „Faust“ erstreckte sich mit langen Unterbrechungen über einen Zeitraum von 60 Jahren und spiegelt Goethes sich wandelnde Wahrnehmung der beginnenden Moderne. Anfang der 1770er Jahre erscheint der Urfaust, 1790 „Faust. Ein Fragment“. 1808 folgt „Der Tragödie erster Teil“. Am zweiten Teil, der auf seinen Wunsch hin erst nach seinem Tod veröffentlicht werden sollte, arbeitet Goethe vor allem in den letzten sieben Jahren vor seinem Tod.  

So wie sich Goethes Wahrnehmung der Moderne veränderte, so hat auch „Faust“ eine bewegte Rezeptionsgeschichte hinter sich. Der titelgebende Charakter gilt als Inbegriff des modernen Menschen. Im späten 19. Jahrhundert war er Symbolfigur für tätiges Streben und Verherrlichung wissenschaftlich-technischen Fortschritts, in der DDR wurde er als Vorkämpfer für den Arbeiter- und Bauernstaat gesehen. Heutzutage stehen eher die katastrophalen Folgen von Fausts Handeln im Mittelpunkt des Interesses, die als hellsichtige Diagnose des fragwürdigen Charakters unserer Moderne interpretiert werden.  

Faust gilt inhaltlich und angesichts der Textfülle gemeinhin als „schwerer Stoff“. Die BüchnerBühne bietet mit ihrer Reihe FreitagsFaust einmal monatlich unterhaltsame und verständliche Häppchen des Gesamtwerks sowie Interpretationen und Hinweise zur Entstehungsgeschichte.