Der Darmstädter Krimiautor Michael Kibler hat in der Büchnerstadt Riedstadt eine große und treue Fangemeinde. Und so war die Lesung aus seinem neuesten Krimi „Bunkermädchen“ im Sitzungssaal des Riedstädter Rathauses schon seit langem komplett ausverkauft. Doch bevor es wirklich losging, hatte Kulturbüroleiter Marco Hardy noch ein besonderes Anliegen: Er begrüßte nicht nur die vielen Krimifans, sondern vor allem „ganz besondere Büchermenschen. Damen aus der Stadtbücherei, die ehrenamtlich so hervorragend unsere Büchereien in den Stadtteilen betreuen und immer schon wissen, was ihre Leser wollen“.
Eine davon bat er zu ihrer völligen Überraschung nach oben auf die Bühne: Bärbel Schmidt betreut seit zehn Jahren mit großem Engagement die Ausleihe in Leeheim, hatte aber auch Vertretungseinsätze in den anderen Stadtteilbüchereien. Sie „kennt die Lesevorlieben der Leserinnen und Leser sehr genau und gibt immer gerne entsprechende Leseempfehlungen. Bei Bedarf beliefert sie ältere oder erkrankte Leserinnen und Leser auch mit Büchern“, hatte Büchereileiterin Anja Stark in ihrem Antrag geschrieben. Für diesen großen Einsatz verlieh der Erste Stadtrat Ottmar Eberling in Vertretung von Bürgermeister Marcus Kretschmann Bärbel Schmidt den Ehrenbrief der Büchnerstadt Riedstadt.
Mit einem gut gelaunten „Hallo Riedstadt“ begrüßte dann Michael Kibler sein Publikum – und bekam ein vielstimmiges „Hallo“ zurück. Es wurde ein fröhliches Treffen alter Bekannter und so war der Krimiautor fast ein wenig enttäuscht, dass er niemandem mehr Horndeich vorstellen musste, den ehemaligen Kripobeamten und heutigen Privatdetektiv, der seit mittlerweile 20 Jahren in Kiblers Darmstadt-Krimis ermittelt. In „Bunkermädchen“, das erst im Oktober erschienen ist, stößt Horndeich zufällig auf einen Cold Case: Vor 40 Jahren wurde die 24jährige Charlotte Fries ermordet neben einem Weltkriegsbunker auf einem ehemaligen Eisenbahngelände in Darmstadt aufgefunden. Fünf Menschen hausten damals illegal in dem Bunker – doch weder die möglichen Zeugen noch ein Mörder wurden je aufgespürt. Gemeinsam mit seiner Partnerin Jana Welzer beginnt er zu forschen.
Wie immer bei Kibler-Lesungen machte der Autor mit vielen kurzweiligen Passagen aus dem Buch Appetit auf die ganze Kriminalgeschichte, gewährte dabei auch Einblicke in Horndeichs Familienleben und würzte das Ganze gekonnt mit Anekdoten rund ums Schreiben. Sein Publikum goutierte das Krimi-Menü mit viel Gelächter und Zwischenapplaus in jeder kurzen Lesepause.
Nach der Lesung entspann sich noch ein interessiertes Gespräch rund um Kiblers Schreiben. Auf die Frage nach der Themenfindung für seine Krimis erklärte der Autor, immer einen mentalen Startschuss für seine Bücher zu brauchen. Das könne eine kleine Begebenheit sein, die sich in ihm festhake, oft auch ein markantes Gebäude. Im Fall von „Bunkermädchen“ waren es zwei Spitzbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die sich auf dem Gelände der „Knell“ befinden, eines ehemaligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks in Darmstadt.



