Kurz vor seinem Tod verfasste Georg Büchner 1836 sein bis heute bekanntestes Werk: Woyzeck. Die Inszenierung des Leiters der BüchnerBühne Christian Suhr gehörte zu den ersten Bühnenstücken, mit der die damals neu gegründete BüchnerBühne im 9. Februar 2010 erstmals öffentlich in Erscheinung trat, damals passenderweise im Festsaal des psychiatrischen Krankenhauses im Philippshospital.
Am Freitag, 21. März ab 19:30 Uhr besteht mal wieder Gelegenheit, diese Inszenierung im Theater in Riedstadt-Leeheim, Kirchstraße 16, neu zu entdecken oder nach längerer Zeit wiederzusehen.
Der klassische, nur fragmentarisch erhaltene Text handelt von dem Soldaten und Barbier Woyzeck, der von seinem Hauptmann gedemütigt und von einem Doktor für ein wissenschaftliches Experiment missbraucht wird. Er tut es für Geld, das er Marie bringt, die ein Kind von ihm hat. Ist es wirklich von ihm? Woyzeck ist eifersüchtig auf den Tambourmajor, mit dem Marie ihn betrügt. Er versucht, sie zur Rede zu stellen und sich seinem Freund Andres mitzuteilen - doch niemand hört ihm zu. Er beginnt, Stimmen zu hören. Verstört und einsam ersticht Woyzeck seine geliebte Marie. Mit Marie hat er sich am Ende selbst getötet.
Ein Theaterstück mit einer im höchsten Maße seelisch verwirrten und getriebenen Hauptfigur war zu seiner Entstehungszeit etwas völlig Neues. Außerdem stellt Woyzeck schon damals die spannende Frage nach Opfer oder Täter und nach Schuldfähigkeit, was damals in der Rechtsprechung erst ganz allmählich eine Bedeutung bekam. Vor dem Hintergrund, dass der Autor jenes Dramas erst 22 Jahre alt war, zeigt Büchners Genialität und Modernität. Diese Modernität hat sich Woyzeck bewahrt und wirft bis heute die gleichen, immer noch aktuellen Fragen auf. Es gilt bis heute als eines der weltweit meist aufgeführten Bühnenwerken.
Ungewöhnlich an der Inszenierung von Christian Suhr ist, dass sein Stück erst da beginnt, wo der Büchner-Text eigentlich endet, nach der Ermordung von Marie. Als Ein-Personen-Stück konzentriert sich der Stoff außerdem völlig auf die Hauptperson und dessen geschundener Seele. Es gewährt keine Ablenkung auf andere Akteure oder gefälligere Szenen. Mit seinen Monologen, mit seinen wirren, imaginären Gesprächen mit den Menschen seines Umfeldes wird deutlich, wie seine Psyche ganz allmählich abgleitet und das Individuum dabei verloren geht.
Karten für 20 Euro, für Vereinsmitglieder ermäßigt 17 Euro, sind im Vorverkauf bei verschiedenen Stellen in der näheren Umgebung (Buchhandlungen Faktotum, Riedstadt und Bornhofen, Gernsheim, Infothek im Landratsamt, Blumengeschäft Florales, Weidstraße 5 F, Empfang des Rathauses Riedstadt, Büchnerhaus Weidstraße 9, Goddelau) oder überregional über Reservix (www.reservix.de) erhältlich. Über den Ticketshop auf der Homepage www.buechnerfindetstatt.de können Interessierte die Eintrittskarten auch online bestellen, direkt am PC bezahlen und zu Hause ausdrucken.An der Abendkasse kosten die Tickets jeweils drei Euro mehr.
Das Theatercafé als Treffpunkt für die Gäste öffnet bereits ab 18:30 Uhr und steht auch nach der gut 60-minütigen intensiven Vorstellung für das Publikum zur Verfügung.
Das Foto wurde freundlicherweise von Jochen Melchior zur Verfügung gestellt.