Anfang der 1990er Jahre wurde der Lehrbruch in Crumstadt vom Wasserverband Modaugebiet auf Basis einer Planung des Ingenieurbüros Linke aus Riedstadt renaturiert. Dem Sandbach wurde in diesem Bereich die Möglichkeit gegeben, innerhalb des eingedeichten Bereiches frei zu mäandrieren. Mittlerweile hat sich dort nach mehr als 30 Jahren auf 2,5 Kilometern Länge und bis zu 120 Metern Breite eine naturnahe und malerische Auenlandschaft mit Schwarzerlen, Weiden und Röhrichten und vielfältigen Gewässergerinnen – mal breit wie ein kleiner See, mal schmal – sowie sumpfigen Bereichen entwickelt.
Vor etwa zwei Jahren hat sich dort auch ein Biber angesiedelt, was die Naturnähe und hohe Qualität der dort entstandenen Landschaft unterstreicht. Im September 2024 nun baute der Biber erstmals einen typischen Biberdamm und zwar genau dort, wo der renaturierte Bereich wieder in das Regelprofil, also den technisch verbauten Bachbereich ab etwa Höhe Ostrand Tennisplätze Crumstadt, übergeht. Damit hat das kluge Tier bei minimalem Aufwand – dort ist der Bach wieder sehr schmal – einen maximalen Effekt erzielt und den bachaufwärts liegenden Bereich bis zu etwa einem Meter hoch eingestaut.
Solche Dämme werden von Bibern gebaut, um ihre Burg zu sichern – der Eingang der Biberburg, in der die Jungtiere aufwachsen, muss immer unter Wasser liegen. Biber sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Vegetarier, die sich von krautigen Pflanzen, Blättern und Baumrinde ernähren. Ursprünglich war der Biber in Gesamtdeutschland verbreitet, aber aufgrund intensiver Verfolgung Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch auf einen kleinen Bereich an der Mittelelbe beschränkt, weitere Vorkommen in Europa gab es nur noch im Rhonedelta und in Südnorwegen. Mittlerweile ist die Art durch Wiederansiedlungen wieder weiter verbreitet und hat nun eben auch – vermutlich vom Stockstadt-Erfelder Altrhein aus – auch den Lehrbruch in Crumstadt besiedelt.
Jetzt wurde in der vergangenen Woche beobachtet, wie die nördliche Hälfte des Biberdamms in Crumstadt mutwillig zerstört wurde. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Groß-Gerau wurde darüber bereits vom örtlichen Nabu informiert, auch die Büchnerstadt Riedstadt hat die entstandenen Schäden fotografisch vor Ort dokumentiert.
Die Stadt weist darauf hin, dass Biber eine europaweit nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie geschützte Art sind. In Deutschland sind sie besonders und streng geschützt, weshalb ein Stören, Verfolgen, Fangen, Verletzen und Töten von Bibern verboten ist. Auch seine Bauten (Biberburgen, Dämme) dürfen nicht beschädigt oder zerstört werden. Zuwiderhandlungen können mit Strafen von bis zu 50.000 Euro belangt werden.