Umgestaltung öffentlicher Grünflächen in Riedstadt

Aktuelles

11. Oktober 2023

Erneut Gold für Riedstadt - Auch bei der Rezertifizierung des Labels „Stadtgrün naturnah“ erhält Büchnerstadt höchste Auszeichnung

Die Übergabe einer ganz besonderen Auszeichnung konnte am Nachmittag des 11. Oktober im Sitzungssaal des Riedstädter Rathauses vorgenommen werden: Dr. Uwe Messer vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ überreichte Bürgermeister Marcus Kretschmann und Projektleiter Matthias Harnisch von der Fachgruppe Umwelt das Label „Stadtgrün naturnah“ in Gold. Mit dem in Gold, Silber und Bronze verliehenen Label honoriert das Bündnis das Engagement von Städten und Gemeinden für ein ökologisches Grünflächenmanagement.

„Bekannt ist Riedstadt nicht nur wegen des Schriftstellers, Naturwissenschaftlers und Revolutionärs Georg Büchner, sondern revolutionär ist auch das Engagement der Stadt zur Förderung der Stadtnatur, und dies bereits seit 2009“, würdigte Messer in seiner Laudatio den Einsatz der Büchnerstadt. Denn bereits 2019 bei der Erstzertifizierung des für drei Jahre verliehenen Labels hatte Riedstadt die höchste Auszeichnung in Gold erreicht. Bei der nun erfolgten Rezertifizierung konnte die Stadt ihre Punktzahl noch einmal deutlich erhöhen und kommt bundesweit bei insgesamt 65 zertifizierten Kommunen mit 1150 Punkten knapp hinter Bad Saulgau (1188 Punkte) auf den zweiten Platz.

Bürgermeister Kretschmann dankte der Fachgruppe Umwelt und insbesondere Matthias Harnisch für den gezeigten Einsatz. Auch für die Rezertifizierung waren umfangreiche Unterlagen notwendig um nachzuweisen, dass der eingeschlagene Weg hin zu Naturnähe und biologischer Vielfalt beim Grünflächenmanagement dauerhaft fortgesetzt und weiterentwickelt wird.

Was das im Einzelnen bedeutet, veranschaulichte Harnisch in einer Präsentation. Bereits bei der Erstzertifizierung herausragend waren unter anderem die Kategorien Baumpflege, systematische Bestandserfassung und das komplette Handlungsfeld „Zielsetzung und Planung“. In dem seit 2019 gepflegten Grünflächenkataster sind 1.260.370 Quadratmeter Grünflächen mit 1.633 Pflanzflächen erfasst, im Baumkataster 4.886 Bäume mit 19.799 Baumpflegemaßnahmen seit 2009. „Das entspricht circa 800 Baumpflegemaßnahmen im Jahr“, verdeutlichte Harnisch. Zur systematischen Datenerfassung gehört auch das mehrfach ausgezeichnete Projekt Stromtalwiesen mit bisher circa 70 Hektar renaturierten Auwiesen.

Zu den neuen Maßnahmen seit 2019 zählen weitere artenreiche Neueinsaaten auf städtischen Grünflächen wie etwa nach der Kanalsanierung in der Starkenburger Straße oder dem Neubau des Fuß-/Radweges in der Oppenheimer Straße. Aber auch die Beweidung siedlungsnaher Grünflächen durch Schafe und Galloway-Rinder und das Projekt „Aus Grau wird Grün“, bei dem unter Bürgerbeteiligung versiegelte Flächen auf zwei Wolfskehler Straßen in Grünflächen umgewandelt werden sollen. Zudem wurde das Preisgeld von 2.000 Euro aus dem Landeswettbewerb Hessen „Städte sind zum Leben da“ genutzt, um 100 ein Quadratmeter große Dauerbeobachtungsflächen auf städtischen Grünflächen einzurichten. Diese Flächen decken Bereiche ab, die 2009/2010 und 2015 umgestaltet wurden, sowie zum Vergleich nicht umgestaltete Flächen.

Von herausragender Bedeutung für die Auszeichnung ist auch die Tatsache, dass Riedstadt als eine von wenigen Städten in Deutschland über eine kommunale Biodiversitätsstrategie verfügt – dies bereits seit 2010, die 2019 aktualisiert und überarbeitet wurde.

9. August 2022

Projekt "Aus Grau wird Grün" wird gefördert: Die Büchnerstadt Riedstadt erhält den Bescheid über eine Förderung ihres Projekts "Aus Grau wird Grün - Umwandlung versiegelter Fläche im Straßenbereich in Grünflächen" in Riedstadt-Wolfskehlen aus Mitteln des Bundesprogramms "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel". Das Projekt soll von 2022 bis Ende 2025 laufen. Nähere Informationen zum Projekt und den damit verfolgten Zielen erfahren Sie auf der Projekthomepage unter www.riedstadt.de/aus-grau-wird-gruen

25.06.2020 Flower Power in the City

Zwei Fachpublikationen würdigen Einsatz der Büchnerstadt für biologische Vielfalt 

Eine Hummel auf einer Kugeldistel.

Wenn exotische Gehölze in der Stadt durch Wildblumenwiesen ersetzt werden, lockt dies vermehrt Insekten an und trägt wesentlich zur Förderung vieler Insektengruppen bei. Zugleich ist die Pflege der Wildblumenflächen deutlich kostengünstiger als die vorherige Begrünung. Dies zeigte eine zweijährige Freilandstudie der TU Darmstadt in Riedstadt, deren Ergebnisse jetzt unter dem Titel „Flower power in the city“ in der internationalen Fachpublikation The Public Library of Science ONE (PLOS ONE) veröffentlicht wurden.  

Weltweite Berichte zeigen, dass Zahl und Vielfalt von Insekten massiv zurückgehen – mit ebenso gravierenden Folgen für die Ökosysteme, da Insekten zugleich als Bestäuber wie als Nahrungsquelle für andere Tiere dienen. Bislang nicht erforscht war, ob und wie es die Insektenvielfalt beeinflusst, wenn man die im urbanen Umfeld oft als „Straßenbegleitgrün“ eingesetzten exotischen Gehölze gezielt durch Wildblumen ersetzt. Unter anderem dieser Frage widmete sich eine Gruppe von Forschenden und Studierenden der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Umwelt der Büchnerstadt Riedstadt.  

In einer zweijährigen Freilandstudie sammelten die Forscher*innen Arthropoden (Gliederfüßer), also unter anderem Spinnen und Insekten wie Ameisen, Käfer und Heuschrecken, auf innerstädtischen Grünflächen in Riedstadt. Dabei wurden die auftretenden Arten sowie die Zahl der jeweils vorgefundenen Exemplare erfasst. Die Untersuchung erfolgte sowohl auf Flächen, die noch mit dem alten Straßenbegleitgrün aus überwiegend nicht heimischen Straucharten bepflanzt waren, wie auch auf den seit 2010 angelegten Wildblumenflächen, wobei sowohl neu eingesäte Flächen wie auch bereits schon länger entwickelte Wildblumenbestände berücksichtigt wurden.

Mit eindeutigem Ergebnis: Je nach Fangmethode lag die Zahl der Insekten auf Wildblumenflächen zwischen 212 und 260 Prozent höher als die Zahl der Exemplare, die auf Gehölzflächen gesammelt wurden. „Unsere Studie zeigte deutlich, dass viele Insektengruppen durch das Anlegen von Wildblumenwiesen gefördert werden können“, sagt Privatdozent Karsten Mody, Erstautor der Studie. So können öffentliche, private und landwirtschaftlich genutzte Grünflächen in Stadt und Land – bei geeignetem Management – auch dem Erhalt der Insektenvielfalt dienen. Zudem konnte die Studie auch zeigen, dass die Pflege der Wildblumenwiesen im Vergleich zu den ursprünglichen Gehölzen um den Faktor fünf günstiger ist, da die Flächen nun einfach und schnell gemäht werden können, und der Bewuchs nicht mehr aufwändig mit Heckenscheren zurückgeschnitten werden muss.  

„Durch die erhöhte Insektendichte können städtische Grünflächen, wenn sie als Wildblumenwiesen angelegt sind, sehr wertvoll für die Biodiversität sein“, erklären Karsten Mody und Co-Autor Matthias Harnisch, der die Studie seitens der Stadt Riedstadt mit bearbeitet hat. „Man kann Insekten fördern und Kosten sparen – eine echte Win-Win-Situation.“  

Die Studie „Flower power in the city: Replacing roadside shrubs by wildflower meadows increases insect numbers and reduces maintenance costs“  kann online kostenfrei unter dem nachfolgenden Link aufgerufen warden: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0234327

Einen eher praxisbezogenen und stärker auf die kommunalen Belange ausgerichteten Blickwinkel nimmt die Zeitschrift “Kommunaltechnik” ein, die in ihrer April/Mai-Ausgabe 2020 den Riedstädter Grünflächen ebenfalls einen großen Beitrag gewidmet hat. Dort werden die Geschichte, der Hintergrund und die Ziele der Riedstädter Grünflächenumgestaltung dargestellt sowie  Art und Umfang der kommunalen Grünflächenpflege durch den städtischen Bauhof.  

Zudem wird auf das in Riedstadt seit 2010 eingesetzte Instrument der Grünflächen-Pflegepatenschaften hingewiesen, das sich als gute Möglichkeit bewährt hat, Anwohner*innen in die Gestaltung und Pflege der öffentlichen Grünflächen vor ihrer Wohnung einzubeziehen. Auch in „Kommunaltechnik“ wird auf den doppelten Nutzen der naturnahen Grünflächengestaltung in Riedstadt hingewiesen: Die Förderung der biologischen Vielfalt bei gleichzeitiger Senkung des Pflegeaufwands. Der Artikel ist in der Zeitschrift „Kommunaltechnik“ Nr. 3/2020 (April/Mai 2020) auf den Seiten 28-31 erschienen - siehe kommunaltechnik.net

06.09.2019 Gold für Riedstadt

Büchnerstadt erhält höchste Auszeichnung im Labelverfahren „StadtGrün naturnah“

14 Kommunen aus ganz Deutschland wurden in Bonn mit dem Label „Stadtgrün naturnah“ ausgezeichnet. Die Büchnerstadt Riedstadt erreichte dabei mit Bad Saulgau in Baden-Württemberg und Haar in Bayern die höchste Kategorie: Matthias Harnisch vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umweltplanung konnte im Rathaus Bonn-Beuel für Riedstadt das Label in Gold entgegennehmen. Die Vergabe des Labels fand im Rahmen des Fachkongresses „StadtGrün naturnah“ statt, bei dem sich rund 200 Teilnehmende aus Kommunen und Behörden über die Aktivitäten der ausgezeichneten Kommunen informierten und über Handlungsspielräume für mehr Vielfalt im kommunalen Grün austauschten.
Das Label „StadtGrün naturnah“ wurde gemeinsam vom Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und fünf Pilotkommunen entwickelt. Die Auszeichnung ist Teil des Projektes „Stadtgrün – artenreich und vielfältig“, das durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Nach der Pilotphase in fünf Städten wurden nun in der ersten öffentlichen Ausschreibung 14 weitere Kommunen mit dem Label in Gold, Silber und Bronze ausgezeichnet, das für den Zeitraum 2019 bis 2022 gilt und nach drei Jahren durch eine Rezertifizierung erneuert werden kann.
Insgesamt gibt es nur fünf Kommunen in ganz Deutschland, die das Label in Gold tragen. „Wir spielen damit in der gleichen Liga wie Frankfurt am Main, Hannover, Bad Saulgau und Haar“, freute sich Matthias Harnisch.Riedstadt sei eine von wenigen Städten in Deutschland, die über eine Biodiversitätsstrategie verfügen, heißt es in dem Kurzporträt zur Auszeichnung lobend. Die südhessische Stadt habe bereits vor zehn Jahren begonnen, weite Bereiche des Straßenbegleitgrüns naturnah umzugestalten. Auch das Naturschutzgroßprojekt „Renaturierung von Stromtalwiesen“, das heute ein internationales Vorbild bei der Renaturierung von Auwiesen sei, zeige, dass die Stadt ihren Worten auch Taten folgen lasse.

 

Grünflächenumgestaltung in Riedstadt

Die Stadt Riedstadt hat Ende 2009 mit einer weit gehenden Umgestaltung ihrer innerstädtischen Grünflächen im Straßenbereich begonnen. Damit werden folgende Ziele verfolgt:

  • Eine Verbesserung der ökologischen Situation (Erhöhung der biologischen Vielfalt),
  • die ästhetische Aufwertung der Flächen und
  • die Verringerung des Pflegeaufwands und der Pflegekosten.

Von Dezember 2009 bis Mai 2010 wurden 150 straßenbegleitende Grünflächen in einem Pilotprojekt im Stadtteil Erfelden mit einer Gesamtfläche von 5.500 qm umgestaltet. Im Frühjahr 2012 setzte die Stadt die Umgestaltung von Grünflächen in Goddelau im Bereich Hessenring fort (43 Flächen mit zusammen 1.915 qm). Im Herbst/Winter 2012/2013 folgten dann die Brienner Straße (59 Flächen, 1.947 qm) und das Meerchen in Wolfskehlen (47 Flächen, 1.329 qm). Im Jahr 2014/15 wurden weitere 24 Flächen im Stadtteil Leeheim sowie eine weitere in Wolfskehlen mit zusammen 636 qm umgestaltet. Auf Initiative einer Agenda-21-Gruppe wurde im Herbst 2016 ein zentral gelegener grüner Platz, das Roseneck (700 qm Fläche), im Ortsteil Crumstadt als Blühwiese mit drei Strauchrosengruppen in den Ecken neu gestaltet (siehe Plan hier). 2017 wurden weitere 19 Flächen mit zusammen 1.000 Quadratmeter Fläche umgestaltet, sodass bisher knapp 350 Grünflächen mit einer Größe von 13.000 Quadratmetern naturnah umgestaltet wurden.
Allen umgestalteten Grünflächen war gemeinsam, dass sie im Vorzustand einen besonders hohen Pflegeaufwand erforderten, ohne dass dies zu einem befriedigenden Bild geführt hatte.
Zudem besaßen die Flächen einen nur geringen Wert hinsichtlich der biologischen Vielfalt, da sich die Bepflanzung aus insgesamt lediglich 20 überwiegend nicht heimischen Ziersträuchern und Bodendeckern zusammensetzte, die vermutlich auch weit über Riedstadt hinaus in vielen anderen Kommunen in Deutschland den Hauptbestandteil des herkömmlichen Straßenbegleitgrüns bildeten und oft noch bilden (Mahonie, Heckenmyrte, Amerikanische Schneebeere u.a.). Außerdem stammten diese Pflanzen aus Stecklingsvermehrung in Baumschulen, das heißt, dass ein Großteil der jeweiligen Arten und Sorten genetisch identische Klone waren.

Die Umgestaltung der innerstädtischen Grünflächen in Riedstadt mit einem der sieben Hauptpreise beim Landeswettbewerb Hessen "Städte sind zum Leben da" ausgezeichnet. Die Gewinner des Wettbewerbs wurden am 16. Juni 2015 von der Hessischen Umweltministerin Priska Hinz bekannt gegeben und ausgezeichnet. Weitere Informationen finden Sie hier: (Ausführlicher Bericht Preisverleihung Städte sind zum Leben da)

Grünflächen vor der Umgestaltung
Einige Beispiele aus allen Riedstädter Ortsteilen - artenarm und ästhetisch wenig ansprechend trotz hohem Pflegeaufwand

Grünflächenumgestaltung
Im Zuge der Neugestaltung der Grünflächen wurde der vorhandene Gehölzbewuchs vollständig entfernt. Danach erfolgte ein Bodenaustausch bis in 50 cm Tiefe: Der vorhandene, stark verdichtete und von Wurzelunkräutern (v.a. Quecke) durchzogene Boden wurde entfernt und durch ein speziell für den innerstädtischen Bereich entwickeltes nährstoffarmes Vegetationssubstrat ersetzt. Im Bereich von Baumpflanzungen wurde ein nährstoffreicheres, speziell auf Ansprüche von Stadtbäumen ausgerichtetes Baumsubstrat verwendet.
Grundsätzlich werden Bäume auch im Zuge der Grünflächenumgestaltung erhalten, sofern sie vom städtischen Baumgutachter als gesund und erhaltenswert eingestuft wurden (vgl. Baumkataster).
Nach Ausbringung des Bodens und - auf einigen der Flächen - der Neupflanzung von Bäumen wurde eine speziell für Riedstädter Verhältnisse entwickelte Wiesenblumenmischung eingesät. Nach den ersten Erfahrungen im Ortsteil Erfelden wurde die Samenmischung leicht verändert - Arten, die sich als zu dominant herausgestellt haben, wurden nur noch in geringeren Mengen eingesetzt, einige Gräser wurden ergänzt und distelähnliche Arten aufgrund von Akzeptanzproblemen ganz herausgelassen. Die Mischungen können hier eingesehen werden: Mischung Pilotprojekt / Mischung aktuell / Mischung Roseneck). Die Samen für die insgesamt ca. 100 Arten umfassende Mischung wurden von einer Firma in Darmstadt bezogen und stammen aus zertifizierter regionaler Herkunft (weitergehende Informationen zu diesem Thema beim Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten). Das heißt, die ausgesäten Pflanzen stammen aus Riedstadt und Umgebung und sind somit genetisch an die besonderen klimatischen und Standortverhältnisse hier in der Region angepasst.

Folgend einige Fotos aus der Bauphase:


Pflege / weitere Entwicklung der umgestalteten Grünflächen
Die neugestalteten Grünflächen werden vom städtischen Bauhof in der Regel zwei Mal pro Jahr gemäht. Beim ersten Schnitt gegen Ende Juni eines Jahres wird das Mähgut von den Flächen gerecht und abgefahren, um einer Nährstoffanreicherung vorzubeugen. Zu viele Nährstoffe im Boden fördern nämlich einige wenige konkurrenzstarke Arten und führen damit zu einer Artenverarmung auf den Flächen.
Der Zweitaufwuchs wird im Herbst, je nach Entwicklung der Flächen oft sogar erst im Winter (Februar) gemulcht, d.h. zur Senkung der Pflegekosten wird das Mähgut beim Mähen zerkleinert und auf der Fläche liegen gelassen. Da der Zweitaufwuchs in der Regel deutlich geringer ausfällt als der Erstaufwuchs, kann die damit verbundene überschaubare Nährstoffanreicherung in Kauf genommen werden. Die gewählte Pflegeform bildet einen Kompromiss zwischen dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten und dem Ziel, den Pflegeaufwand zu verringern.

Das Ziel einer deutlichen Verringerung des Pflegeaufwandes wurde bisher klar erreicht, die Pflegekosten gingen durchschnittllich auf ein Fünftel zurück. Im Vorzustand fielen folgende Pflegekosten an:
Frankfurter Straße (Erfelden): 5,52 € pro Quadratmeter (qm) Grünfläche und Jahr
Hessenring (Goddelau): 8,93 € pro qm und Jahr
Brienner Str. und Im Meerchen (Wolfskehlen): 7,94 € pro qm und Jahr

(Hinweis: Die hier und im Folgenden genannten Pflegekosten beruhen auf Zeiterfassungsbögen und internen Rechnungen des städtischen Bauhofs. Sie sind NICHT direkt vergleichbar mit Zahlen aus gewerblichen Betrieben.)

Die Pflegekosten nach Umgestaltung liegen bei durchschnittlich 1,29 € pro Quadratmeter Pflegefläche und Jahr, liegen also bei nur noch einem Fünftel im Vegleich zum Vorzustand.

Die Pflege zielt darauf ab, nicht alle Flächen auf einen Schlag kahl zu mähen. Einzelne besonders auffällige Pflanzen werden bei der Mahd ausgespart - insgesamt werden bei jedem Mähgang ca. 5 % der Fläche nicht mitgemäht.

Es folgen einige Bilder von der weiteren Entwicklung der Flächen und der Pflege:

Wissenschaftliche Begleituntersuchungen
Die Stadt Riedstadt hat frühzeitig den Kontakt zu Hochschulen gesucht, um die auf den innerstädtischen Grünflächen durchgeführten Umgestaltungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu untersuchen.  
Bis Mitte des Jahres 2020 sind so folgende Aspekte erforscht worden:

2013/14: Masterarbeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Thema: "Vegetation in der Stadt". Im Fokus der Untersuchungen standen die Vegetation auf innerstädtischen Grünflächen (umgestaltete Flächen und nicht umgestaltete Flächen im Vergleich) sowie die Akzeptanz der Umgestaltungsmaßnahmen bei der Bevölkerung.

2015: Bachelorarbeit an der TU Darmstadt: “Effekte von Renaturierungsmaßnahmen urbaner  Grünflächen auf bodenlebende Arthropoden.“ (Arthropoden: Gliederfüßer, also u.a. Insekten, Spinnentiere, Tausendfüßer etc.)

2016/17: Bachelorarbeit an der TU Darmstadt: “Arthropoden-Abundanz und –Gemeinschaftszusammensetzung auf städtischen Renaturierungsflächen.“

2018: Bachelorarbeit an der TU Darmstadt: “Einfluss von urbanen Renaturierungsmaßnahmen auf
Ameisengemeinschaften.“

2019: Bachelorarbeit an der TU Darmstadt: "Die Auswirkungen innerstädtischer Renaturierungsmaßnahmen auf die Zikadendiversität."

2019: Bachelorarbeit an der TU Darmstadt: "Einfluss renaturierter Flächen auf Rüsselkäfer im urbanen Raum."

2019: Masterarbeit an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: "Bunte Vielfalt in die Stadt! - Strategien zur Förderung der Akzeptanz heimischer Wildpflanzen auf öffentlichen Flächen"

Auf den innerstädtischen Grünflächen in Riedstadt wurden 100 Dauerbeobachtungsflächen von jeweils 1 x 1 m Größe eingerichtet. Diese Dauerbeobachtungsflächen decken Bereiche ab, die 2009/2010 und 2015 umgestaltet wurden sowie nicht umgestaltete Flächen als Vergleichsflächen. 

 

Akzeptanz der Maßnahmen
Die Grünflächenumgestaltung wurde von Anfang an äußerst emotional diskutiert. Besonders das in Riedstadt-Erfelden durchgeführte Pilotprojekt war Gegenstand vieler Bürgeranfragen und -beschwerden. Dies lag auch daran, dass hier aufgrund enger zeitlicher Vorgaben zwischen der Bereitstellung der Mittel und der Projektdurchführung keine ausreichende und mit genügend zeitlichem Vorlauf versehene Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt werden konnte. Auch war das Instrument der Pflege-Patenschaften (siehe unten) zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter gehend ins öffentliche Bewusstsein gedrungen.

Dementsprechend wurde bei der Fortsetzung der Grünflächenumgestaltung in den Ortsteilen Goddelau, Wolfskehlen, Leeheim und Crumstadt auf eine intensive und mit ausreichendem Vorlauf versehene Öffentlichkeitsarbeit geachtet. Neben Informationen in Presse und Internet wurden alle Anwohner persönlich angeschrieben. Für jeden Ortsteil wurden jeweils vorbereitende Bürgerversammlungen durchgeführt, auf denen die Pläne der Stadt vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert wurden. Die städtischen Vertreter wiesen auf die Möglichkeit hin, Pflege-Patenschaften abzuschließen. Grundsätzlich vertritt die Stadt hier die Auffassung, dass dort, wo Bürger sich in Form verbindlicher Patenschaften engagieren, sie die Gestaltung der Grünflächen weit gehend mit bestimmen können. Dort, wo dies nicht der Fall ist, verfolgt die Stadt weiterhin die Ziele einer deutlichen Pflege-Erleichterung bei gleichzeitiger Erhöhung der biologischen Vielfalt. Diese Flächen werden nach wie vor mit der modifizierten Riedstädter Samenmischung (siehe oben) bzw. der Mischung Roseneck eingesät.

Pflege-Patenschaften
Im Rahmen ihres Grünflächenprojektes wirbt die Stadtverwaltung Riedstadt für Pflege-Patenschaften. Wer einen Baum oder eine öffentliche Pflanzfläche vor seinem Haus in Eigenverantwortung pflegen möchte, ist herzlich zum ehrenamtlichen Mitmachen eingeladen.

Die Stadt Riedstadt sucht engagierte Bürger und Institutionen, die mithelfen, die Grünflächen im Rahmen einer Pflegepatenschaft attraktiv zu gestalten und zu erhalten. Die Anwohner sehen die Grünflächen in ihrer Nachbarschaft täglich und können so viel schneller auf Müll, Unkrautbewuchs oder Wassermangel reagieren.
Ein solch schnelles Eingreifen ist den städtischen Mitarbeitern des Bauhofs, die sich um hunderte solcher Pflanzflächen in ganz Riedstadt kümmern müssen, nicht möglich.

Der Magistrat der Stadt Riedstadt hat dazu eine Mustervereinbarung beschlossen, die die Grundlage für die Übernahme von Pflege-Patenschaften bildet (siehe unten). Die Gestaltung der Patenschaftsflächen wird von der Stadt in Abstimmung mit den Paten durchgeführt. Die Kosten für die Erstgestaltung / Neugestaltung einer Patenschaftsfläche übernimmt die Stadt Riedstadt (Pflanz-/Materialkosten und Bauausführung durch den städtischen Bauhof). Dabei sind viele Varianten möglich: vom einfachen Erhalten des derzeitigen Zustands bis hin zu einer kompletten Neugestaltung, beispielsweise mit Stauden oder niedrig bleibenden Gehölzen.

Ende des Jahres 2019 gibt es es bereits 139 Pflegepaten, die sich um insgesamt 161 städtische Grünflächen kümmern.

Kontakt für Fragen zur Grünflächengestaltung und -pflege

Matthias Harnisch

Raum: 302 (3. Stock)

Telefon: 06158 181-322

Telefax: 06158 181-100

E-Mail:m.harnisch@riedstadt.de

Texte und Fotografien, wo nicht anders gekennzeichnet:
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  • Muster Vereinbarung Grünflächen-Pflegepatenschaft

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