Wohnen in historischer Umgebung

Großer Andrang bei Veranstaltung zum Wohnprojekt „Storchennest“ im Rahmen des Info-Sommers 2023

Viele Menschen stehen auf dem Hof des Wohnprojektes "Storchennest" mit alten Gebäuden
Auf großes Interesse stieß die Besichtigung des Wohnprojekts „Storchennest“ mit dem ältesten Gebäude von Wolfskehlen
Bürgermeister Marcus Kretschmann und Bauherr Michael Hartmann erläutern die Hintergründe zum Wohnprojekt.
Auch HGV-Ehrenvorsitzende Adelheid Reinhardt (Mitte) besichtigte die seltene Kölner Decke im alten Fachwerkhaus.

Bauherr Michael Hartmann und Bürgermeister Marcus Kretschmann waren überwältigt von den Menschenmassen, die am zweiten und letzten Termin des „Info-Sommers 2023“ zu der Hofreite mit dem ältesten noch erhaltenen Gebäude in Wolfskehlen strömten. Sie alle wollten die Gelegenheit nutzen, ein letztes Mal einen Blick auf den historischen Gebäudekomplex zu werfen, bevor das Wohnprojekt „Storchennest“ so weit fortgeschritten ist, dass Besichtigungen nicht mehr möglich sind.  

Denn viele der alteingesessenen Wolfskehler verbinden zahlreiche Erinnerungen an die alte Hofreite mit dem Fachwerkhaus in der Ernst-Ludwig-Straße. „Ich bin von so vielen Wolfskehlern angesprochen worden, die mir erzählt haben, dass sie immer im Hof gespielt hätten, oder hier ihr Wurstbrot gegessen hätten – da bekomme ich Gänsehaut“, bekannte Hartmann. Weshalb er gerne die Möglichkeit geben wollte, noch einmal die Räumlichkeiten zu besichtigen, bevor das Wohnprojekt „Storchennest“ dafür zu weit vorangeschritten ist.  

Bürgermeister Kretschmann wiederum hatte das Projekt in seine Info-Sommer 2023-Tour über zukunftsweisende Projekte in Riedstadt aufgenommen als Beispiel dafür, wie die Beseitigung von Leerstand und die innerörtliche Verdichtung gelingen könne und dabei die Moderne und der Denkmalschutz zusammengebracht würden. „Das ist eine herausragende Herausforderung. Michael Hartmann und sein Team haben die Herausforderung angenommen“, befand der Bürgermeister.  

Bevor die vielen interessierten Menschen Hof und Gebäude besichtigten, gab Hartmann einen Überblick über das Wohnprojekt: Das Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert wird unter den Vorgaben des Denkmalschutzes aufwendig saniert. Entdeckt wurde bei den Sanierungsarbeiten eine seltene sogenannte „Kölner Decke“, die bei dem Besichtigungstermin noch zu sehen war, später aber zu ihrem Schutz unter einer abgehängten Decke verschwinden muss. Das Fachwerk zur Hofseite hin muss an so vielen Stellen erneuert werden, dass es noch verputzt werden wird.  

In dem ältesten Gebäude Wolfskehlens werden zwei Mietwohnungen entstehen, die Mitte nächsten Jahres fertig gestellt sein werden. Sehr viel schneller geht es mit dem Neubau: Hier sind zwei von fünf Mietwohnungen schon so weit fertig, dass sie ebenfalls besichtigt werden konnten: Eine Dachgeschosswohnung mit einer großzügigen Dachterrasse und eine Erdgeschosswohnung mit Terrasse und kleinem Garten. Die fünf Wohnungen sollen ab September vermietet werden, zwei davon sind barrierefrei.  

In einem Backsteinhaus aus dem Jahr 1914 entstehen zwei Wohnungen, in einem Eckbau zwei weitere und in der Scheune noch einmal drei. Der von Photovoltaikanlagen produzierte Strom werde  an die Mieter abgegeben, berichtete Hartmann und bekannte: „In diesem Projekt steckt ganz viel Herzblut drin. Wir wohnen alle in Wolfskehlen und es war mir eine Herzensangelegenheit, hier wieder etwas Schönes entstehen zu lassen.“ Zur weiteren Illustration hatte der Projektentwickler Fotokopien einer alten Ortskarte ausgehängt, die Ursula Fraikin vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) auf das Jahr 1846 datiert. Hier sind noch die Überreste der Burg von Wolfskehlen zu sehen und das für damalige Verhältnisse herrschaftliche Fachwerkhaus.  

Die Besichtigung des alten Hauses wurde zu einer Reise in die Vergangenheit. „Gibt es da oben noch den Räucherofen?“, wollte Elisabeth Hammann vom HGV wissen und verzichtete nach negativem Bescheid auf den Weg über die steile Stiege auf den Dachboden. Ein Nachbar erinnerte sich, wie er früher häufig geholfen habe, einen behinderten Jungen auf der Treppe nach oben zu tragen. Und die Ehrenvorsitzende des HGV Adelheid Reinhardt erzählte, wie sie in jungen Jahren eine Bekannte besucht hatte, die mit Ehemann in einem großen Zimmer im ersten Stock gelebt und dort ihr Kind zur Welt gebracht hatte.  

Doch auch die übrigen Gebäude des „Storchennestes“ wurden ausgiebig in Augenschein genommen. Hartmann und sein Team sowie Bürgermeister Kretschmann standen zu weiteren Gesprächen zur Verfügung und so wurden noch lange in Haus und Hof Erinnerungen ausgetauscht, aber auch angeregt über heutige Themen diskutiert wie über das Wohnen in historischer Umgebung unter Berücksichtigung moderner Kriterien wie Energieeffizienz und Barrierefreiheit.