Zusammensein unter der mächtigen Eiche

Große Beteiligung bei zweitem Bürgerdialog zur Neugestaltung der Ortsmitte Wolfskehlen

Der Platz vor dem alten Rathaus wurde zum gemütlichen Treff.
Die Wolfskehler Landfrauen hatten liebevoll hergerichtete Teller mit Spundekäs und Brezeln vorbereitet.
Bürgermeister Marcus Kretschmann im Gespräch mit Dialog-Teilnehmenden. (Foto: Stadt Riedstadt)
Die Glasbehälter zeigen ein Unentschieden bei der Frage, ob das alte Rathaus abgerissen oder erhalten werden soll.

An diesem lauen Spätsommerabend genossen zahlreiche Wolfskehler ein Ambiente, das sie sich mehrheitlich auch auf Dauer für die Zukunft wünschen: Unter der mächtigen Eiche saßen sie auf dem Platz vor dem alten Rathaus an Tischen und Bänken beisammen, ließen sich den von den Landfrauen liebevoll hergerichteten Spundekäs mit Brezeln sowie selbstgemachte Bowle schmecken und unterhielten sich angeregt.  

Vor allem aber bekamen sie jede Menge Informationen. Denn die Büchnerstadt Riedstadt hatte zum zweiten Mal zum Bürgerdialog über die Zukunft des großflächigen Areals um das alte Rathaus geladen. Moderiert wurde die Veranstaltung wieder von Kristina Oldenburg von der Firma Kokonsult, die den ganzen Dialog-Prozess zur Neugestaltung der Ortsmitte Wolfskehlen begleitet.  

Vorgestellt wurden die zwölf Themenbereiche, die im Ideencafé des ersten Bürgerdialogs im April dieses Jahres gemeinsam erarbeitet worden waren. Auf der eigenen Projektseite www.herzstueck-wolfskehlen.de , die auch über den entsprechenden Button auf der Startseite der Riedstädter Homepage zu erreichen ist, konnte abgestimmt werden, welche Themenschwerpunkte als besonders wichtig erachtet werden und auch noch weitere Anregungen gegeben werden.

Auch an dem Abend selber konnten vor Beginn der Veranstaltung noch auf einer Stellwand Stimmen abgegeben werden.   Insgesamt gab es bisher über 200 Rückmeldungen. „eine wirklich gute Beteiligung“, wie Oldenburg erklärte. „Der ein oder andere wird überrascht sein“, kündigte Bürgermeister Marcus Kretschmann vor der Präsentation der Ergebnisse an und versprach: „Wir werden uns in der weiteren Planung ganz stark davon leiten lassen, was hier erarbeitet wird. Auch wenn wir natürlich nicht jeden Wunsch berücksichtigen können.“  

Schwierig dürfte dies für die Frage sein, ob das alte Rathaus erhalten oder abgerissen werden soll. Oldenburg machte es besonders spannend und ließ in die beiden Glaszylinder mit den Ja- und Nein-Kugeln, die an dem Abend abgegeben worden waren, noch die vielen aus der Online-Abstimmung schütten – und das ergab am Schluss eine völlige Patt-Situation. Hatten online die Abrissbefürworter noch knapp mit 69 zu 63 Stimmen vorne gelegen, gab es am Schluss Gleichstand mit je 76 Stimmen.  

Doch in vielen anderen Dingen herrscht große Einmütigkeit. So ist einer überwältigen Mehrheit besonders wichtig, dass es in der Ortsmitte Gastronomie in Form eines Cafés oder einer Eisdiele gibt. Unangefochten an Nummer zwei liegt der Bereich Natur und Freizeit mit Grünflächen und Parkanlagen. Der Erhalt der Friedenseiche ist den Menschen besonders wichtig – was die Stadt ganz genauso sieht, wie Bürgermeister Kretschmann betonte. An dritter Stelle kommt der Komplex Soziales und Zusammenleben, wie zum Beispiel Vereinshaus, Bürgerraum und Raum für kulturelle Veranstaltungen.  

Vielen ist es wichtig, dass es Raum für Kinder und die Jugend gibt und die Ortsmitte zu einem Begegnungsort für alle Generationen wird. Große Einigkeit herrschte auch darüber, dass der Platz vor dem alten Rathaus für Parkplätze viel zu schade ist und entsiegelt werden sollte. Wie auch generell darin, den Radverkehr zu stärken und den Autoverkehr zu reduzieren.  

„Wir haben bisher noch nicht genügend die Größe des Areals berücksichtigt, auch die weiteren Gebäude und Flächen sollten in die Diskussion einfließen“, warf der Bürgermeister ein und erinnerte daran, dass unter anderem auch noch ein denkmalgeschütztes Gebäude, das ehemalige Sparkassengebäude, ein Sonnenstudio, das abgerissen werden könnte sowie ein großer Garagenhof zu dem Komplex gehören.  

Kretschmann kündigte an, dass es nun auf Grundlage der Ideen des Bürgerdialogs einen realistischen Wettbewerb von Profis geben solle. Ausdrücklich kein Ideen-, sondern ein Realisierungswettbewerb, der auch die Wirtschaftlichkeit berücksichtige. „Ich gehe davon aus, dass der Nerv getroffen wird. Wir sind da völlig offen. Am Ende muss dann die Politik entscheiden“, so der Bürgermeister.