Tomaten, Bohnen und Obst für alle

Gartenexpertin Heike Boomgaarden stellt im Riedstädter Rathaus Ideen für die „essbare Stadt“ vor

Gartenexpertin Heike Boomgaarden, Clarice Milagres von der Fachgruppe Umwelt und Bettina Krauß von der KVHS (von links) bei der Veranstaltung „Essbare Städte“.
Gartenexpertin Heike Boomgaarden während ihres Vortrags.

Was für ein Bild: 101 verschiedene Tomatensorten an der Andernacher Stadtmauer laden – für alle frei verfügbar – zum Staunen, Pflücken und Naschen ein. „101 Tomatensorten – das hört sich doch an wie im Märchen. Aber es könnten natürlich auch 87 oder 120 sein“, verkündet strahlend Heike Boomgaarden.  

Die Gartenspezialistin ist auf Einladung der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau und der Büchnerstadt in das Riedstädter Rathaus gekommen, um unter dem Titel „Eine bessere Welt ist pflanzbar – Essbare Städte“ Möglichkeiten vorzustellen, das eigene Lebensumfeld lebendig und nachhaltig durch die Produktion von leckerem Obst und Gemüse zu gestalten. Die Veranstaltung ist Bestandteil der Vortragsreihe „Energie trifft . . . „, die die KVHS in Zusammenarbeit mit der LEA LandesEnergieAgentur Hessen mit verschiedenen Kooperationspartnern durchführt.  

Der Vortrag in Riedstadt am Montagabend, 27. Februar, trifft auf enormes Interesse und die zahlreichen Zuhörer*innen werden nicht enttäuscht. Anschaulich und mit mitreißender Begeisterung erzählt die gelernte Obstgärtnerin und studierte Gartenbauingenieurin, die seit 20 Jahren auch als Gartenexpertin in vielen Formaten für ARD, ZDF und SWR arbeitet, von ihren weltweiten Projekten zu essbaren Städten und Ernährungssouveränität im Rahmen von Klimawandelstrategien.  

Begonnen hat alles in Andernach. Bereits neugierig geworden durch Projekte in England, in denen nach Versorgungsengpässen Gemüse- und Obstanbau von Bewohnern mitten in der Stadt initiiert wurden, bekam Boomgarden eine Doktorarbeit der Uni Bochum zum Thema essbare Stadt in China auf den Tisch und frage sich: „Warum machen wir das eigentlich nicht in Andernach?“ Wer sie an dem Abend erlebt ahnt, mit welcher Überzeugungskraft sie Stadtverwaltung und Bürger*innen für das Gemeinschaftsprojekt zusammenbrachte. Seitdem gärtnern die Andernacher mit großer Begeisterung auf öffentlichen Grünflächen und pflanzen Obst und Gemüse an, das wiederum zur freien Verfügung geerntet werden kann.  

Das gemeinsame Tun und Erleben, in das unkompliziert die verschiedensten Altersgruppen mit einbezogen werden können, steht dabei im Mittelpunkt. So entstehen viele positive Effekte, schwärmt Boomgaarden: Durch das Anpflanzen vieler regional passender Arten steigt die biologische Vielfalt, gleichzeitig wird die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und das soziale Miteinander gestärkt. Nicht zuletzt wird geschützt, was gemeinsam angebaut und gepflegt wird – und auch gegessen werden will. „Schutz durch Nutzung“ nennt es die Referentin und erzählt anschaulich von dem halbstarken Hundebesitzer, den sie dabei beobachtet, wie er seinen Hund von dem Beet mit Nutzpflanzen wegzieht mit dem Kommentar: „Auf Gemüse pisst man nicht!“  

Die Gartenexpertin schildert an dem Abend viele kreative Gärtner-Ideen, von der Samentauschbörse, die ähnlich wie Bücherschränke organisiert werden könnte, über Hochbeete für Küchenkräuter im öffentlichen Raum bis zu dem Vorschlag, doch einfach mal Grünkohl oder Bohnen auf Grünflächen zu pflanzen.  

„Wir sind gespannt auf Ihre Anregungen und Wünsche“, hatte Clarice Milagres von der Fachgruppe Umwelt bereits zu Beginn des Abends gesagt. In Riedstadt, wo unter anderem schon vor Jahren damit begonnen wurde, weite Teile des Straßenbegleitgrüns naturnah umzugestalten, treffen die Ideen von Boomgarden auf offene Ohren in der Stadtverwaltung. So kann sich die Fachgruppe Umwelt sehr gut vorstellen, dass größere öffentliche Grünflächen wie zum Beispiel der Park Am Hohen Weg in Goddelau für ein solches Bürgerschaftsprojekt „essbare Stadt Riedstadt“ zur Verfügung gestellt werden könnten.

Interessierte können sich gerne mit Matthias Harnisch von der Fachgruppe Umwelt in Verbindung setzen, Telefon 06158 181- 322, E-Mail: m.harnisch(at)riedstadt.de   

Das komplette, kostenfrei angebotene Programm der Vortragsreihe „Energie trifft . . .“ der Kreisvolkshochschule finden Interessierte auf der Webseite der KVHS www.kvhsgg.de/gesellschaft