Am Geburtsort Georg Büchners wird im Juli bei freiem Eintritt das große Büchnerland-Festival mit einem hochkarätigen Programm gefeiert. Büchnerhaus und BüchnerBühne, die im Verein BüchnerFindetStatt zusammengeschlossen sind, wollen in der Büchnerstadt Riedstadt mit Künstlern, Freunden und Gästen eine lebendige Erfahrung mit Büchners Werk und Leben ermöglichen: Ein Programm mit Musik, Theater, Film, Ausstellungen und Gesprächsrunden.
„Wir wollen Begegnungsräume schaffen“, sagt der künstlerische Leiter der BüchnerBühne, Christian Suhr, zur Grundidee des Festivals. „Die Veranstaltungen sollen insbesondere dem Gespräch dienen“, ergänzt Büchnerhausleiter Peter Brunner. Und Suhr betont: „wir müssen alle wieder lernen, miteinander ins Gespräch zu kommen, auch und gerade wenn man nicht einer Meinung ist.“ Da das Land Hessen das Festival mit einem hohen fünfstelligen Betrag fördert, ist der Eintritt für alle Veranstaltungen frei. „Wir hoffen, damit mehr Leute für die Thematik zu interessieren, die sich dadurch das ein oder andere anschauen“, erläutert Werner Schmidt, Vorsitzender des Vereins BüchnerFindetStatt.
Im letzten Jahr hatte unter schwierigsten Bedingungen das erste Büchnerland Festival stattgefunden. Wegen der immer wieder geänderten Auflagen in der Pandemie sei nur sehr schwer zu disponieren gewesen, hatte das Festival nur draußen, im Kirchgarten der evangelischen Gemeinde Leeheim, stattfinden dürfen und habe es keine Regenalternative gegeben, ruft Suhr in Erinnerung.
Die zweite Auflage soll nun unter besseren Voraussetzungen über die Bühne gehen: Der erste Teil des Festivals findet von Freitag, 15. Juli bis 17. Juli auf dem Gelände der evangelischen Kirche Leeheim in der lauschigen Lindenallee statt, bei schlechtem Wetter wird entweder in die Kirche, oder in die wenige Meter entfernte BüchnerBühne umgezogen.
Den Auftakt macht am Freitag, 15. Juli, das Absinto Orkestra, das mit fetzigem Gipsy Swing aufspielen wird. Ebenfalls für Partystimmung, dieses Mal als Irish Night, sorgt am Samstag, 16. Juli, dann die Band Tone Fish, die mit viel Leidenschaft Irish Folk neu interpretiert.
Der Samstag steht ganz im Zeichen Europas. Bereits um 16:00 Uhr wird Kabarettist Thomas Freitag als einen der Höhepunkte des Festivals sein Programm „Hinter uns Europa und morgen die ganze Welt“ präsentieren, das er extra für das Büchnerland-Festival zusammengestellt hat. In einem 50minütigen Streifzug durch biografische Stationen, besondere künstlerische und politische Begegnungen fragt er nach den Ursachen menschlicher Unfähigkeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Danach wird der Kabarettist ab 17:30 Uhr mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot und dem Historiker Prof. Hermann Schäfer über die europäische Republik diskutieren. Eingeladen wurde die streitbare Politikwissenschaftlerin wegen ihres gemeinsam mit dem Schriftsteller Robert Menasse zum 10. November 2018 verfassten Manifests für eine Europäische Republik. „Ein kulturell-poetisches Projekt, das dazu einlädt, den europäischen Freiheitsgedanken weiter zu träumen“, erklärt Suhr.
Am Sonntagvormittag gibt es dann um 11:00 Uhr Märchen aus aller Welt mit dem BüchnerBühnen-Ensemblemitglied Oliver Kai Müller und um 16:00 Uhr „Die Welt so alt – Lieder für Georg“ der BüchnerBühnen-Band.
Zum zweiten Teil von Donnerstag, 21. Juli, bis Sonntag, 24. Juli, zieht das Festival dann um ans Büchnerhaus (Weidstraße 9 in Goddelau). Am Donnerstag wird „Literaturdetektiv“ Reinhard Pabst ab 19:00 Uhr unter dem Titel „BüchnerRevolution“ unbekannte Geschichten der Familie Büchner präsentieren.
Am Freitag, 22. Juli, wird ab 15:00 Uhr die Vernissage der Ausstellung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde Mainz „Auf dem Weg zur modernen Demokratie“ stattfinden, gefolgt von einer Gesprächsrunde um 18:00 Uhr. Dabei wird sich Tanja Marcotte von der BüchnerBühne mit dem Leiter des Gießener Kulturamtes Dr. Stefan Neubacher über „Georg in Gießen“ unterhalten.
Am Samstag, 23. Juli, folgt um 18:00 Uhr ein weiterer Höhepunkt mit der Premiere der Neuinszenierung von „Leonce und Lena“ der BüchnerBühne. Die einzige Komödie Georg Büchners ist eine beißende Satire auf die deutsche Kleinstaaterei seiner Zeit und erzählt die Geschichte einer hoffnungslosen Jugend, die sich nicht vorstellen will, in die Fußstapfen ihrer Elterngeneration zu treten, um am Ende ebendort zu landen. Um 20:00 Uhr wird der Tag mit dem Dokumentarfilm aus der DDR von 1988 „Lieb Georg“ abgerundet. „Ein Stück deutscher Geschichte“, so Brunner. Denn dem Regisseur Konrad Herrmann war ein Jahr vor Fall der Mauer eine sensible Spurensuche zu Georg Büchners Lebensstationen gelungen. Der Regisseur wird an dem Abend anwesend sein.
Seinen Ausklang hat das Büchnerland-Festival am Sonntag, 24. Juli, um 14:00 Uhr mit der Inszenierung der BüchnerBühne „Die Statue der Freiheit.“ Das satirische Verfassungsdenkmal war zum 200. Geburtstag der ersten hessischen Verfassung entstanden.
Ein Netzwerk von Freunden und Unterstützern von BüchnerFindetStatt wird für Speisen und Getränke während des Festivals sorgen. Mit dabei sind der Freundeskreis Flüchtlinge Riedstadt die Landfrauen Leeheim, die Gesangsgruppe Heimatglocken, Schorsch-Town und die Laienspielgruppe Leeheim.
Den ausführlichen Programm-Flyer gibt es hier zum Herunterladen und demnächst in allen Briefkästen in Riedstadt