Einblicke in den Biolandbau

Die dritte Veranstaltung des GFB-Sommers war zu Gast bei Kai und Nina Schellhaas in Crumstadt

Nina und Kai (links) berichten den interessierten Gästen über ihren Alltag als Biolandwirte
Nina und Kai (links) berichten den interessierten Gästen über ihren Alltag als Biolandwirte

Spannende und interessante Einblicke bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 3. GFB-Sommer-Veranstaltung von Kai und Nina Schellhaas auf deren Biolandhof in Crumstadt. Anbau, Produkte und Preispolitik der Discounter-Konzerne waren Thema der Erläuterungen. „Was nicht im Markt oder im Hofladen verkauft werden kann, muss zurück aufs Feld.“, beschrieb Bio-Landwirt Kai Schellhaas zusammengefasst die Probleme bei der Vermarktung seiner Anbau-Produkte.  

Zur Einführung in den Bio-Nachmittag hatte Bürgermeister Marcus Kretschmann berichtet, dass Hessen mit über 16 Prozent an Platz 2 der Bundesländer beim Bio-Anbau liegt. Nur das Saarland läge vor Hessen. Ziel sei bis 2025 die Prozent zu erreichen. „Im Kreis Groß-Gerau ist noch Luft nach oben.“ wies Kretschmann auf die vier Prozent hin, die der Landkreis Ende 2020 laut Statistik erst erreicht habe. Mit knapp 90 Prozent Naturfläche, davon 64 Prozent für die Landwirtschaft sei Riedstadt sehr ländlich geprägt. Dennoch liege man im Einzugsbereich der Metropolregion Rhein-Main und sei Teil des Großen Frankfurter Bogens (GFB), weil die Bahn innerhalb weniger als 30 Minuten den Hauptbahnhof Frankfurt erreichen könne. Neben dem Biolandhof Schellhaas habe Riedstadt weitere Landwirte, die auf Bio-Anbau setzen.  

Dass Bio-Landwirtschaft anstrengend ist und Leidenschaft brauche, beschrieb Kai Schellhaas eindrucksvoll während der gesamten Führung. Los ging es auf der Haselnuss-Plantage, die noch ein paar Jahre brauche, bis sie so ertragreich sei, dass die Menge für Abnehmer interessant ist. Aktuell wird zwischen den Baumreihen noch Soja angebaut. Viel Handpflege und Ideenreichtum brauche es, die Kulturen von Unkraut zu befreien. Da werden auch schon mal Maschinen umgebaut, um Fremd-Pflanzen aus dem Boden zu bekommen. „Nur Kupfer dürfen wir ab und zu verwenden“, erklärte der Landwirt aus Leidenschaft. Bevor man überhaupt das Bio-Siegel bekomme, werde auch der Boden untersucht. Umwelteinflüsse spielten dabei aber eine untergeordnete Rolle, beantwortete Schellhaas die Frage einer Teilnehmerin.  

Am Hokkaidō-Kürbis, der bereits in der Ernte war, beschrieb er die Thematik mit den Discounter-Konzernen. Größen und Aussehen würden vorgeschrieben. Der Strunk darf auf keinen Fall beschädigt sein. Eine Maschine unterstütze zwar bei der Größenauswahl, aber der Rest ist Handarbeit. Beim Verkauf werde zwar ein Preis vereinbart. Wenn dann aber der Discounter eine Aktion mache, reduziere er einseitig den Preis und überweise nur diesen an den Landwirt. Was nicht ins Größenschema, in die Farbpalette oder ins Aussehensmuster passe, muss zurück aufs Feld.  

Weiter ging der Besuch des Biolandhofes in die große „Zwiebelhalle“. Aus ursprünglich konventionellem Zwiebelanbau, ein Schwerpunkt des Landhofs Schellhaas vor der Umstellung auf Bio-Landwirtschaft, entstand aufgrund ähnlicher Abnahme-Problematiken (Größe, Aussehen, usw.) die Idee, auf eben Bio-Anbau umzustellen. Viele Produkte testete Kai Schellhaas. „Auch ein Landwirt hat nicht für alles ein Händchen oder den passenden Boden“, erklärte Kai Schellhaas den Zuhörern. Unter anderem Hanfkörner sind im Portfolio geblieben. Zum Trocknen lagern diese nun in der „Zwiebelhalle“. Zwiebeln seien aber auch weiterhin im Programm. „Wir müssen ja auch Anbauen, um davon leben zu können. Mitarbeitenden und Maschinen müssen bezahlt werden.“, lässt der Landwirt auch den Betriebswirt durchblicken.  

Zum Abschluss konnten sich die Teilnehmenden einen Eindruck von der Vielfalt des Angebots im Hofladen des Landhofes machen. Frischer und direkter geht es nicht, Obst, Gemüse und vom eigenen Getreideanbau gebackenes Brot, für den täglichen Bedarf zu kaufen. Dass es Eier von den hofeigenen Hühnermobilen gibt, ist selbstredend. Zwei Stück halten Nina und Kai Schellhaas vor. „Freilaufend ist auch eine Herausforderung für die Sicherheit der Tiere.“, berichten sie von hungrigen Raubvögeln, „vor allem in den Wintermonaten, wenn das Nahrungsangebot für diese Tiere in der Natur nicht so vielfältig vorhanden ist.“  

Bürgermeister Marcus Kretschmann dankte dem Paar für den interessanten Einblick hinter die Kulissen der Biolandwirtschaft und lud die Anwesenden zu den nächsten Veranstaltungen des GFB-Sommers 2022 ein:  

19. August: Wohnen und Leben am Rhein. Hochwasserschutzmaßnahmen live mit dem Bauhof der Büchnerstadt und der Freiwilligen Feuerwehr. Treffpunkt 16:00 Uhr am Richtofenplatz in Erfelden.  

26. August: Naturnah wohnen, Natur erleben. Radtour ins Naturschutzgebiet Knoblochsaue inklusive Erläuterungen zum Geo-Naturpark und den Stromtalwiesen durch den städtischen Landschaftsarchitekten Matthias Harnisch. Abfahrt um 16:00 Uhr; Treffpunkt an der Martin-Roth-Brücke zum Kühkopf.